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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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diesen bestehen noch von diesen unabhängige Werke bei Wilming- 
ton (CapeFear) und bei Norfolk inVirginien. Herr John H. Ho well 1 ), 
Director der Norfolk Fibre Company, macht über das an letzterem 
Orte ausgeführte Verfahren folgende Mittheilungen: 
„Diese Fabrik liegt in unmittelbarer Nähe des Dismal Swamp 
am Elizabeth River und wird auf diesem das in unerschöpflicher Menge 
in dem berühmten Sumpfe wachsende Rohmaterial zugeführt. 
Dieses Schilfrohr erreicht eine Höhe bis zu 16 Fuss, doch wird 
nur der dickere etwa 8 Fuss lange Theil desselben verwendet. Das mit 
der Sense geschnittene Rohr wird von den Blättern befreit und in 
Bündel von 1 Fuss Durchmesser gepackt auf Booten nach der Fabrik 
transportirt. 
Hier befinden sich in einem 50 Fuss breiten, 40 Fuss, hohen und 
150 Fuss langen Raume vier starke eiserne Cylinder oder Kanonen je 
24 Fuss lang und von 12 bis 15 Zoll innerem Durchmesser auf schweren 
hölzernen Lagern aufgestellt. Jede dieser Kanonen steht am hinteren 
Ende mit einem zweiten oben aufgesetzten kleineren Cylinder oder 
Dampfreservoir und durch eine 2 x / 2 zöllige Röhrenleitung mit den 
40 Fuss langen und 30 Zoll weiten Dampfkesseln in Verbindung. 
Diese Dampfkessel sind auf 350 Pfd., und die Kanonen auf 1000 Pfd. 
Druck geprüft. 
Zwischen dem Dampfkessel. und den Kanonen befindet sich eine 
Vorrichtung eingeschaltet, in welcher der Dampf auf 316° C. erhitzt 
werden kann. 
Die an beiden Enden offenen Kanonen werden mit den Rohrbün 
deln möglichst vollständig angefüllt, und die beiden Enden dann durch 
mit Bleidichtung versehene Kappen verschlossen. 
In den so vorbereiteten Apparat lässt man nun den überhitzten 
Dampf einströmen; nachdem er hier etwa circa 12 Minuten unter einem 
Druck von 165 bis 180 Pfd. gewirkt hat, wird durch einen Hahn 
das condensirte Wasser abgelassen und sogleich darauf durch eine be 
sondere Vorrichtung plötzlich der Verschluss an dem vorderen Ende 
gelöst, wodurch unter heftiger Explosion, welche die ganze Umgegend 
erschüttert, der Inhalt gegen ein 30 Fuss entferntes Balkengerüst ge 
schleudert wird. 
In der genannten Fabrik befinden sich vier solcher Kanonen, welche 
durch sieben Dampfkessel den nöthigen Dampf erhalten. Jede Kanone 
fasst ca. 100 Pfd. Rohr, und da die ganze Operation des Füllens, Däm 
pfens und Abschiessens nur circa 15 Minuten in Anspruch nimmt, so 
können mit dieser Einrichtung per 24 Stunden leicht 16 bis 24 Tonnen 
der rohen Faser producirt werden.“ 
1 ) Howell, Briefliche Mittheilung an den Verfasser. Ausführlich be 
schrieben auch in Carl Hofmann’s Praetical Treatise on the Manufacture 
of Paper. Philadelphia 1873.
	        
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