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Gruppe III. Chemische Industrie.
trefflicher Qualität, welche nur sehr wenig Bleichmittel bedarf, um
blendend weiss zu werden. Wie bei der Verarbeitung des Strohs so
ist es auch bei der des Bambusrohrs zweckmässig, die Gliederknoten
auszuscheiden, da diese auch bei Bambus weniger Faser enthalten und
ausserdem Schwierigkeiten bei der Bleiche machen. Ebenso wäre es
zweckmässig, die grüne Epidermis zu entfernen, wenn sich dieses prak
tisch ausführen Hesse, denn der in diesem Theil enthaltene Farbstoff
leistet dem Bleichprocess ebenfalls ziemlichen Widerstand 1 ).
Leider ist die Ausbeute an Papierfaser eine geringe, indem sie
kaum 35 p. C. des trockenen Bambus beträgt 2 ). Offenbar rührt dieses
daher, dass das Parenchymgewebe einen verhältnissmässig grossen
Theil des Bambus ausmacht und bei der Behandlung mit Natronlauge
theils in Lösung geht, theils in kleine Partikeln zertheilt wird, welche
im Laufe des Waschens zum grössten Theil hinweggeführt werden.
Es ist daher trotz des ausgezeichneten Productes noch fraglich,
ob die Bambusfaser im Stande ist, mit anderen ähnlichen Materialien
zu concurriren. Das ausserordentliche Wachsthum des Bambus, welches
in einem Jahre 20 bis 25 m lange und 10 cm dicke Stämme hervor
bringt und die unlimitirten Quantitäten desselben, welche besonders
in den westindischen Inseln leicht zugänglich sind, bieten allerdings
andererseits Vortheile, welche nicht gering anzuschlagen sind.
Die vielverbreitete Meinung, dass der Bambus seine ausserordent
liche Festigkeit einem grossen Gehalt von Kieselsäure verdankt, scheint
besonders dadurch veranlasst worden zu sein, dass man in Indien nicht
selten in den Gliederknoten alter Stämme förmliche Concretionen von
hydrophanähnlicher hydratischer Kieselsäure findet, welche als Taba-
scheer bekannt sind.
In Wirklichkeit spielt aber die Kieselsäure ebenso wie beim Stroh
nur eine untergeordnete Rolle, was schon daraus hervorgeht, dass der
Gehalt derselben ausserordentlich schwankt. Während er im jungen
Bambus kaum 1 p. C. beträgt, steigt er im älteren bis auf 4 p. C. und
vielleicht noch höher 3 ).
J ) Th. Boutledge bespricht in einer eben erschienenen Broschüre
„Bamboo considered as a papermaterial. London 1875“ die Wichtigkeit des
Bambus als Bohmaterial für Papierfaser und beschreibt ein Verfahren, nach
welchem die noch ganz grünen und saftreichen Stämme durch Walzen zer
quetscht und dann in einer Beihe von eisernen Gefässen einen systematischen
Auslaugeprocess mit heisser Natronlauge unterworfen werden. Diese Me
thode ist durchaus ähnlich dem später zu beschreibenden von A. TJngerer
in Vorschlag gebrachten Verfahren zur Darstellung von Holzstoff (s. S. 143).
2 ) Nach Versuchen des Verfassers lässt sich die Ausbeute auf 42 p. C.
bringen, indem man den Druck nur allmälig bis auf 50 Pfd. steigert und die
nöthige Quantität Natron nicht auf einmal, sondern nach und nach im Ver
lauf des Processes zusetzt.
3 ) Eine von Guibourt (Jahresber. d. Ohem. 1855, 719) veröffentlichte