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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
oder Esparto und es werden zur Zeit ungeheure Mengen von geringen 
Druckpapieren, Tapeten und besonders Zeitungspapieren aus solchen 
Mischungen erzeugt. 
Vielfach und nicht ohne Grund hat man über die Anwendung des 
Holzstoffs geklagt, da dadurch die Qualität der damit versetzten Papiere 
sehr verschlechtert wird. 
Der rauhe und unangenehme „ Griff 1 ' und die Brüchigkeit dessel 
ben sowie die Neigung missfarbig zu werden sind nicht zu verkennen. 
Allein es ist andererseits hervorzuhehen, dass es wohl kaum möglich 
wäre, ohne Anwendung dieses Hadernsurrogats den auf so riesige Höhe 
gestiegenen Papierverbrauch zu decken und es gilt dieses ganz beson 
ders von jenen Ländern, in welchen das Esparto nicht zur Anwendung 
kommen kann. So lange der Holzschleifstoff den legitimen Zweck 
erfüllt, billiges Papier für die ephemere Literatur zu liefern, so ist bei 
dem obwaltenden Hadernmangel dagegen wohl nichts einzuwenden; aber 
mit Hecht klagt man darüber, wenn solche Papiere zum Druck von 
Werken Verwendung finden, deren Inhalt einen längeren Gebrauch 
voraussetzt. 
Je nach der Sorgfalt, mit welcher die Operation geleitet wird, ist 
der Holzschleifstoff mehr oder weniger gleichmässig feinfaserig und 
dem gewöhnlichen Hadernstoff dem Ansehen nach ähnlich. In diesei 
Beziehung zeigt derselbe jedoch, selbst aus der gleichen Holzart er 
zeugt, eine ausserordentliche Verschiedenheit. Während die Möglichkeit 
vorliegt, einen Stoff darzustellen, der in seiner Beschaffenheit alle Be 
dingungen erfüllt, um ihn sogar für sich allein auf der Papiermaschine 
verarbeiten zu können, findet sich besonders das Handelsproduct gar 
häufig zu einer fast pulverigen, ganz kurzfaserigen Masse verschliffen. 
Das mit solchem Stoff unter Zumischung von Hadernstoff erzeugte 
Papier verdankt dann lediglich den Fasern des letzteren seinen Zusam 
menhang und der Holzstoff übernimmt in denselben nur die Rolle eines 
Füllungsmittels. 
Die Gegenwart von Holzschleifstoff im Papier ist nach Schap- 
ringer leicht nachweisbar durch Befeuchten mit einer Lösung von 
schwefelsaurem Anilin, welche eine tiefgelbe Färbung verursacht. 
Ebenso veranlasst nach Behrend Salpetersäure von 36°B. mit holz 
stoffhaltigem Papier in Berührung gebracht, eine tief braune Färbung. 
Nach ziemlich übereinstimmenden Angaben liefert das Holz je 
nach der Qualität 50 bis 70 p. C. Holzstoff. Das Aspenholz und an 
dere weisse Hölzer liefern eine ziemlich farblose, aber etwas kurze 
und mürbe Faser, während die Nadelhölzer dagegen eine zähere Faser 
geben, welche trotz der etwas gelblichen Farbe den Vorzug verdient. 
Man rechnet, dass sechs bis acht Pferdekräfte erforderlich sind, um 
100 Kg trocknen Holzstoff in 24 Stunden zu erzeugen. 
So wie schon vor der Einführung des Keller-Völter’schen Ver-
	        
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