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Gruppe III. Chemische Industrie.
es ist sehr weiss und weich und wie alle ähnlichen Holzarten sehr
leicht zu verarbeiten. Dieses Holz liefert einen sehr reinen, weissen,
weichen und schwammigen Papierstoff, welcher in Royers Ford für
sich allein oder mit geringem Hadernstoffzusatz zu Couvertpapieren
oder Papier für Buchdruck verarbeitet wird und ist besonders letzteres
in den Druckereien seiner guten Eigenschaften wegen beliebt.
Das Holz der Coniferen liefert auch durch die chemische Aufberei
tung eine viel kräftigere Faser als die weissen Laubhölzer, aber es
erforderen dieselben eine etwas höhere Temperatur während der
Digestion und ist auch das Bleichen etwas umständlicher.
In diesem Falle ist das Bleichen mit Chlorgas vorzuziehen und es
wird der mit Chlor behandelte und wohl ausgewaschene Stoff in
warme Natronlauge eingetragen, welche die röthliche Farbe desselben
in ein tiefes Braun verwandelt. Nach dieser Behandlung und nach
abermaligem Auswaschen wird endlich die Bleichung in gewöhnlicher
Weise mit Chlorkalk vollendet 1 ).
Houghton’s Verfahren beruht zwar ebenso wie das vorher
gehende auf der Anwendung von Natronlauge unter Hochdruck, aber
es wird in diesem Falle die Aufschliessung des Holzes auf ökonomischere
Weise zu erreichen gesucht, indem Lauge von nur ö 1 /^ bis 7°B., aber
unter viel höherem Druck (von 180 bis 190 Pfund Dampfdruck) ange
wendet wird.
In seiner Patentbeschreibung erwähnt Houghton, dass auch ein ge
ringerer Druck zum Ziel führt, aber die Operation erfordert dann mehr
Zeit. Ebenso kann die Natronlauge auf 4° B. reducirt werden, vorausge
setzt, dass die Temperatur resp. der Druck entsprechend gesteigert und für
längere Zeit unterhalten wird. Als niedrigste Grenze für seine Patent
ansprüche bezeichnet Houghton einen Dampfdruck von 90 Pfund.
Der Apparat, welchen Houghton für sein Verfahren benutzt,
besteht aus einem langen cylindrischen, sehr starken schmiedeeisernen,
horizontal liegenden Kessel, auf welchen ein zweiter Kessel von circa
*) Es verdient ganz besonders hervorgehoben zu werden, dass die Form,
ln welcher das Holz der Behandlung mit der kaustischen Lauge unterworfen
wird, für das Gelingen des Processes von sehr grosser Bedeutung ist. So
hat sich gezeigt, dass Sägespähne und auch Hobelspähne, obgleich werth
lose Abfälle, sich nicht mit Yortheil verarbeiten lassen. Erstere saugen die
Lauge auf und bilden dann eine dichte Masse, in welcher eine Circulation
der Lauge nicht stattfinden kann und mithin eine gleichmässige Erwärmung
nicht zu erreichen ist. Hobelspähne haben andererseits den grossen Nach
theil, dass sie zu voluminös sind, und daher die Beschickung eines Digestors
zu sehr vermindert wird.
Die für diesen speciellen Zweck construirten Holzschneidemaschinen zer
kleinern das Holz in solcher Weise, dass eine grösstmögliche Menge des
selben in ein gewisses Yolumen gepackt werden kann, ohne dass dadurch die
freie Circulation der Lauge während der Operation gehemmt wird.