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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
wurden je 100 Thle. des in Scheiben von 5 mm Dicke geschnittenen 
Holzes mit warmem verdünnten Königswasser behandelt, welches aus 
4 Thln. Salpetersäure, 6 Thln. Salzsäure und 250 Thln. Wasser zu 
sammengesetzt war. Das durch die erfolgte Lösung des grössten Theils 
der incrustireuden Subs^mzen erweichte Holz wurde dann gewaschen 
und mit Natronlauge oder Ammoniak im verschlossenen Kessel ausge 
zogen. Nach dem Auswaschen mit Wasser, Feinmahlen und endlichem 
Bleichen mit Chlorkalk lieferte diese Methode einen reinen weissen Pa 
pierstoff von vortrefflicher Qualität. 
Später wurden von Z. Orioli*) selbst Mittheilungen über dieses 
Verfahren gemacht, nach welchem die Holzscheiben 24 Stunden in Be 
rührung mit Königswasser blieben, welches aus 80 Thln. Salzsäure und 
20 Thln. Salpetersäure bestand. Nach dem Waschen wurde die Masse 
mit einer Lauge behandelt, welche 10 p. C. des angewandten Holzes 
an Natron enthielt, dann mit Wasser gewaschen und endlich mit einer 
Lösung von (10 p. C. des Holzes) Chlorkalk gebleicht. Mit einem Auf- 
wande von 40 p. C. Königswasser für je 100 Holzstoff sollen so 50 p. C. 
des angewandten Holzes an reiner Faser erhalten worden sein. 
Trotz des überaus günstigen Berichtes von Payen wurde dieses 
Verfahren nach kurzer Zeit wieder aufgegeben, angeblich, weil die sich 
entwickelnden Dämpfe die Gesundheit der Arbeiter beeinträchtigten und 
ausserdem weil es nicht gelingen wollte, die für diese Operation nöthi- 
gen grossen Gefässe aus einem Material herzustellen, welches der Ein 
wirkung der Säure auf die Dauer Widerstand leisten konnte. 
Ein anderes Verfahren, welches seiner Zeit grosses Aufsehen er 
regte, wurde 1864 von Bachet & Machard 2 ) patentirt. Es ging das 
selbe darauf hinaus, einen Theil der Holzsubstanz in Glucose resp. 
Alkohol zu verwandeln und den ungelösten Rückstand auf Papierfaser 
zu verarbeiten. 
Nachdem Pelouze schon 1859 nachgewiesen hatte, dass Cellulose 
durch Behandlung mit verdünnten Säuren in Glucose umgesetzt wird, 
machten Bachet & Machard die Beobachtung, dass bei der Behand 
lung von Holzsubstanz in gleicher Weise ein Theil der incrustirenden 
Substanz und besonders auch die sogenannte schwammige (?) Cellulose 
in Glucose übergeführt und dadurch die rückständige Holzmasse für die 
weitere Verarbeitung auf Papierfaser ganz besonders geeignet gemacht 
wurde. 
Zu St. Tripon, Vizille bei Grenoble und Bex in der Schweiz wurde 
dieser Processs längere Zeit im Grossen ausgeführt und dabei in fol 
gender Weise verfahren. 
In grossen hölzernen Bottichen wurden 200 Kg Holz in der Form 
!) Orioli, Bull. d. 1. Soc. industr. d. Mulhouse 1869. 2 ) Bacliet und 
Machard, Engl. Patent 1864. S. auch Anmerkung S. 10.
	        
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