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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Stärkemehl - Industrie. 
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geringere als Kartoffelstärke sie besitzt. Wie die Jodstärke wird auch 
Jodamylodextrin durch verschiedene Substanzen aus seinen Lösungen ge 
fällt, aber auch hier schwieriger, als Jodstärke, und zwar mit blauer oder 
blauvioletter Farbe, während sich, wie oben bemerkt, die zuerst ausge 
schiedene Substanz nachträglich mit Jod nicht oder kaum gelblich färbt. 
Durch Farbstoffe werden die Scheibchen wie die unveränderten 
Stärkekörner nicht gefärbt. Letztere nehmen nur dann Farbstoff auf, 
wenn sie etwas gequollen sind, während Amylodextrin, da es nicht 
aufquillt, überhaupt nicht gefärbt werden kann. Durch alle Mittel, 
durch welche Stärke verändert wird, wird Amylodextrin in Zucker ver 
wandelt, immer aber leichter und vollständiger, als Stärke. Insbeson 
dere bildet auch Kalilauge ziemlich rasch eine gewisse Menge von 
Zucker, so dass Amylodextrin , wie dies auch Dextrin thut, die F e h - 
ling’sche Lösung reducirt. Die Eeduction rührt in beiden Fällen 
nicht von vorher schon beigemengtem Zucker her, sondern von Zucker, 
der sich unmittelbar beim Erhitzen mit Kalilauge bildet. Bei der wei 
teren Umwandlung geht Amylodextrin, und zwar in seiner Gesammt- 
heit, zunächst in Dextrin über, so dass das letztere also nicht als Spal- 
tuügsproduct auftritt. Auch von diesem giebt es wahrscheinlich zwei 
verschiedene Modificationen, von denen sich die eine mit Jod roth, die 
andere.gelb oder braun färbt. Die erstere ist diejenige, welche sich 
zuerst bildet, und welche auch die grössere Verwandtschaft zu Jod 
besitzt. Eine Dextrinart, die sich mit Jod gar nicht färbt, giebt es 
nicht. 
Das Dextrin unterscheidet sich von Amylodextrin dadurch, dass 
es schon in kaltem Wasser leicht löslich ist. Diese Löslichkeit ist so 
gross, dass sich die Substanz beim Abdampfen nie ausscheidet, bis sie 
schliesslich zu einer in kaltem Wasser wieder eben so leicht löslichen 
glasartigen Masse eintrocknet. Auch beim Fällen mit Alkohol, wo 
durch übrigens die Substanz schwerer gefällt wird als Amylodextrin, 
werden nie Krystalle erhalten. Die übrigen Eigenschaften des Dextrins 
stimmen mit denen des Amylodextrins überein. 
Die ganze Stärkegruppe stellt nach dem Vorhergehenden eine all- 
mälige Uebergangsreihe dar, von der sich gelb färbenden Modification 
der Stärke durch die „rothe“ und „violette“ zur „blauen“, welche die 
Mitte der ganzen Keihe, zugleich mit der grössten Verwandtschaft zu 
Jod, darstellt, dann durch das „violette“ und „rothe“ Amylodextrin 
und durch das „rothe“ Dextrin endlich zum „gelben“. Erst dieses 
letztere kann sich in Zucker verwandeln. 
Den Unterschied dieser Substanzen oder Modificationen kann man 
in einer Verschiedenheit der chemischen Zusammensetzung suchen; 
man kann ihn aber auch nur wechselnden physikalischen Verhältnissen 
zuschreiben, denn die Verschiedenheit der Eigenschaften ist doch nicht 
der Art, dass man unbedingt auf chemische Unterschiede schliessen
	        
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