Stärkemehl-Industrie. 157
der Methode der Zerlegung derselben in diese Bestandteile liegt auch
eine sehr interessante, aber einen Auszug nicht wohl gestattende Ab
handlung von C. Jessen vor 1 ), welche die Beachtung der technischen
Chemiker im vollsten Maasse verdient, da sie neben einer ausführlichen
Literaturangabe zeigt, wie wenig Positives wir zur Zeit über die Stärke
in physiologischer Hinsicht wissen, und indem sie die Wege andeutet,
um zu einer besseren Erkenntniss zu gelangen.
lieber die Einwirkung des Jods auf Stärke, sowie über das Ver
halten der Jodstärke selbst, sind noch verschiedene Mitteilungen ge
macht worden. Nach Duclaux 2 ) ist, wie vordem auch schon Per-
sonne gezeigt hat, die Jodstärke keine chemische Verbindung von
eonstanter Zusammensetzung, sondern ihre Bildung beruht auf einer
physikalischen Absorption von Jod durch die Stärke, ähnlich wie Kohle
Jod bindet.
Ueber Veränderung der Jodstärke beim Erhitzen hat Magne
Lahens 3 ) Versuche angestellt.
Griessmayer 4 ), der das Verhalten der Stärke und ebenso des
Dextrins gegen Jodlösung und Gerbsäure studirte, kommt zu dem
Schlüsse, dass zwei verschiedene Arten von Dextrin existiren: Dex
trin I, welches durch Jod gerötet wird, und Dextrin II, welches mit
Jod farblos bleibt; eine Unterscheidung, welche aber von 0. Kn ab 5 )
angegriffen wird, indem derselbe eine eigentümliche Modification der
im Uebergangsstadium zu Dextrin begriffenen Stärke, die er Dextrin
stärke nennt, annimmt.
Musculus 6 ) hat Angaben gemacht über die lösliche Modification
der Stärke, welche bei vorsichtiger Einwirkung der Schwefelsäure auf
Stärke erhalten wird; sie scheidet sich aus der syrupsdicken Lösung
in Form von Körnern von 0‘01 bis 0'02mm ab, die gereinigt werden
können und zum Unterschiede von der Granulöse Flückiger’s auch
nach dem Trocknen bei 100° in Wasser löslich sind. Sie ist stark
rechts drehend, wird durch Jod blau gefärbt und die Diastase zerlegt
sie glattauf in Dextrin und Glucose.
Das Stärkemehl soll nach Loew 7 ) beim Erhitzen mit WaSser auf
160 bis 170 ft vollständig unter Ausscheidung von Kohle und Bildung
von Kohlensäure, Ameisensäure und etwas Hnminsubstanz zerlegt
werden.
Tw!/ 6 * 8611 ’ Jouru. f. pr. Cliem. CV, 65. 2 ) Duclaux, Compt. rend.
jXXIV, 533; Dingl. pol. J. CCV, 274; Zeitschr. f. Chem. 1871, 702; Ann.
c nm. phys. [4] XXV, 264 bis 284 (ausführlich). 3 ) Lahens, Bull. soc.
cum. [2], VI, 7g. 4) Griessmayer, Ann. Chem. Pharm. CLX, 40; im
Auszüge; Chem. Centralbl. 1871, 636; Pol. Centralbl. 1871, 1103. 5 ) Knab,
Pol. Centralbl. 1872, 670; Chem. Centralbl. 1872, 492. 6) Musculus,
Pull, de la soc. chim. 1874, XXII, Nro. 2, 26; Ber. chem. Ges. 1874, 824.
' Loew, Zeitschr. f. Chem. 1867, 510.