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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
ben. Die Entfaserung hat sich daher auch beim Pressverfahren als 
äusserst nützlich, bei den Walzenpressen sogar als unbedingt nothwen- 
dig gezeigt, da bei denselben sehr bedeutende Mengen Mark oder Fasern 
in den Saft gelangen. 
Es sind verschiedene Vorrichtungen zum Entfasern des Saftes im 
Gebrauch; sie bestehen alle aus Sieben mit Einrichtungen zur mehr 
oder weniger wirksamen Reinhaltung der Siebfläche; sie lassen den 
Zweck aber nur unvollkommen erreichen, da die feineren Zellentrümmer 
nicht zurückgehalten werden können, indem jede Siebfläche in kürzester 
Zeit durch dieselben verstopft und unwirksam wird. Bei den in Frank 
reich in Thätigkeit gesetzten Apparaten zur doppelten Walzenpressung 
bilden die Entfaserungsapparate einen wesentlichen und hervorragenden 
Theil des Ganzen. Ob nicht trotzdem manche Walzenpressen in Folge 
der mitgerissenen Zellentrümmer ganz verworfen werden müssen, steht 
noch dahin. 
Das neue System, nach dem in Frankreich und Belgien alle neueren 
und grossen Fabriken arbeiten und welches dort eine Umwälzung in 
den Fabrikationsverhältnissen in ähnlicherWeise wie bei uns die Diffu 
sion hervorgebracht hat, ist das System der unterirdischen Saft 
leitung oder der Centralfabriken. Dasselbe rührt vonLinard her 
und ist bis jetzt nur auf die Gewinnung des Saftes durch Pressen basirt. 
Die erste Besprechung dieses für die genannten Länder höchst einfluss 
reichen Systems finden wir im Jahre 1867 1 ). Die erste derartige Fa 
brik Montcornet (Aisne-Departement) war mit einer Reiberei verbunden, 
welche 8 Km von der Hauptfabrik entfernt ihren Presssaft durch ein 
eisernes (unterirdisches) Rohr mittelst einer Druckpumpe nach der 
Hauptfabrik schaffte. Seither hat das System in Frankreich immer 
wachsenden Beifall gefunden, so dass es mit der jetzigen Ausdehnung 
der in die Erde versenkten Saftröhren einen höchst eigenthümlichen 
Eindruck macht; haben doch die fertigen Leitungen über 1000 Km 
Länge! Zu Anfang der Campagne 1872 bis 1873 bestanden schon 
81 Reibereien, d. h. Saftstationen, welche den Saft nach 34 Hauptsta 
tionen lieferten, und es werden gegenwärtig noch 350 Km Saftröhren 
in den Boden gelegt. Als eins der bemerkenswerthesten Beispiele die 
ses Fabriksystems kann das von Cambrai angeführt werden: das Röh 
rennetz dieser Fabrik besitzt 150 Km, wodurch der Saft aus 25 Reibe 
reien nach der Hauptfabrik geführt wird, die Gesammtrübenverarbei- 
tung soll, wenn alles im Gange ist, auf 250 Millionen Kg (5 Millionen 
Centner) gebracht werden. Der Saft kommt roh, nur mit etwa 1 p. C. 
Kalk gemischt in der Hauptfabrik an und wird daselbst auf Rohzucker 
verarbeitet; die Reibereien sind durchweg nach demselben Muster er- 
l ) J. des fabric. de Sucre VIII, No. 32; Dingl. pol. J. CLXXXVII, 141; 
Zeitschr. 1868, 198 u. 265; 1870, 17, 80 u. 238 ; 1873, 191 u. 665; 1874, 849.
	        
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