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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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meinen Ausdruck: „Incrustirung der Zellwand“ zusammenfassen und 
man unterscheidet zweckmässig die Cuticularisirung oder Verkorkung, 
die Verholzung und die Entstehung der Intercellularsubstanz. 
Nach den bis jetzt gemachten Beobachtungen steht diese Zellstoff 
metamorphose stets in directem Zusammenhang mit der allmäligen Ab 
nahme der protoplasmatischen Thätigkeit der betreffenden Gewebe- 
elemente; sie erstreckt sich gewöhnlich nicht auf die ganze Masse der 
Zellhaut, sondern vollzieht sich schichtenweise in der verdickten Mem 
bran. Es wird dadurch die so veränderte Zellhaut in concentrische 
Schichten getheilt, welche unter einander chemisch und physikalisch 
verschieden sind. In den so cuticularisirten und verholzten Zellen bil 
det daher die Cellulose immer noch gleichsam die Grundmasse, in 
welcher die Kork- und Holzsubstanz eingelagert sind und es hat nach 
den über diesen Gegenstand gemachten Untersuchungen den Anschein, 
als ob diese metamorphosirenden Substanzen directe Umwandlungspro- 
ducte der Cellulose selbst seien. 
Korkbildung. Durch diese chemische Differenzirung der Zellen 
membran erleiden die die Aussenfläche der Pflanzen begrenzenden und 
derselben naheliegenden Zellenpartien jene Veränderung, welche als 
Cuticularisirung oder Verkorkung bezeichnet wird. Durch diesen Vor 
gang wird die Zellhaut dehnbarer, schwerer durchdringbar für Gase, 
für Wasser und andere Flüssigkeiten; durch Anhäufung so veränderter 
Zellen entsteht der Kork. Chemisch unterscheidet sich die cuticulari- 
sirende Substanz von der Cellulose durch die leichtere Löslichkeit in 
Alkalien und leichtere Zerstörbarkeit durch Salpetersäure, Chlor und 
dergleichen. 
Verholzung. Die zweite Art der Incrustirung, die sogenannte 
Verholzung, ist von der vorhergehenden chemisch wesentlich verschie 
den; dieselbe bedingt nicht allein die Bildung und das Wachsthum des 
eigentlichen Holzkörpers, sondern erstreckt sich in nicht seltenen Fäl 
len auch auf einen Theil des Bastgewebes und die Fibrovasalstränge. 
Durch diesen Process wird die Zelle und folglich das Zellengewebe 
selbst, hart und unschmiegsam, minder zähe, ohne aber die Fähigkeit 
der Durchdringbarkeit für wässerige Flüssigkeiten zu verlieren. 
Die Substanz, welche diese Veränderung der Zellenmembran ver 
ursacht, hat man mit dem Namen Lignin belegt, doch ist es bis jetzt 
noch nicht gelungen, dieselbe chemisch zu isoliren und es ist überhaupt 
dieser Gegenstand noch sehr unvollständig untersucht. Es lässt sich 
indess mit Bestimmtheit annehmen, dass diese verholzende Substanz ein 
Gemisch von mehreren Körpern ist, wie schon aus dem Umstand her 
vorgeht, dass der chemische Charakter derselben in verschiedenen Pflan-
	        
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