Pflanzenfaser.
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meinen Ausdruck: „Incrustirung der Zellwand“ zusammenfassen und
man unterscheidet zweckmässig die Cuticularisirung oder Verkorkung,
die Verholzung und die Entstehung der Intercellularsubstanz.
Nach den bis jetzt gemachten Beobachtungen steht diese Zellstoff
metamorphose stets in directem Zusammenhang mit der allmäligen Ab
nahme der protoplasmatischen Thätigkeit der betreffenden Gewebe-
elemente; sie erstreckt sich gewöhnlich nicht auf die ganze Masse der
Zellhaut, sondern vollzieht sich schichtenweise in der verdickten Mem
bran. Es wird dadurch die so veränderte Zellhaut in concentrische
Schichten getheilt, welche unter einander chemisch und physikalisch
verschieden sind. In den so cuticularisirten und verholzten Zellen bil
det daher die Cellulose immer noch gleichsam die Grundmasse, in
welcher die Kork- und Holzsubstanz eingelagert sind und es hat nach
den über diesen Gegenstand gemachten Untersuchungen den Anschein,
als ob diese metamorphosirenden Substanzen directe Umwandlungspro-
ducte der Cellulose selbst seien.
Korkbildung. Durch diese chemische Differenzirung der Zellen
membran erleiden die die Aussenfläche der Pflanzen begrenzenden und
derselben naheliegenden Zellenpartien jene Veränderung, welche als
Cuticularisirung oder Verkorkung bezeichnet wird. Durch diesen Vor
gang wird die Zellhaut dehnbarer, schwerer durchdringbar für Gase,
für Wasser und andere Flüssigkeiten; durch Anhäufung so veränderter
Zellen entsteht der Kork. Chemisch unterscheidet sich die cuticulari-
sirende Substanz von der Cellulose durch die leichtere Löslichkeit in
Alkalien und leichtere Zerstörbarkeit durch Salpetersäure, Chlor und
dergleichen.
Verholzung. Die zweite Art der Incrustirung, die sogenannte
Verholzung, ist von der vorhergehenden chemisch wesentlich verschie
den; dieselbe bedingt nicht allein die Bildung und das Wachsthum des
eigentlichen Holzkörpers, sondern erstreckt sich in nicht seltenen Fäl
len auch auf einen Theil des Bastgewebes und die Fibrovasalstränge.
Durch diesen Process wird die Zelle und folglich das Zellengewebe
selbst, hart und unschmiegsam, minder zähe, ohne aber die Fähigkeit
der Durchdringbarkeit für wässerige Flüssigkeiten zu verlieren.
Die Substanz, welche diese Veränderung der Zellenmembran ver
ursacht, hat man mit dem Namen Lignin belegt, doch ist es bis jetzt
noch nicht gelungen, dieselbe chemisch zu isoliren und es ist überhaupt
dieser Gegenstand noch sehr unvollständig untersucht. Es lässt sich
indess mit Bestimmtheit annehmen, dass diese verholzende Substanz ein
Gemisch von mehreren Körpern ist, wie schon aus dem Umstand her
vorgeht, dass der chemische Charakter derselben in verschiedenen Pflan-