Rübenzuckerfabrikation.
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Scheidung und Saturation ganz oder grösstentheils in einer Arbeit ver
einigt sind. Die Verarbeitung und Ausnutzung der bei der älteren oder
neueren Arbeitsweise erhaltenen schlammartigen Ausscheidungen und
die bei dieser Arbeit angewendeten neueren Methoden haben wir dann
noch besonders zu erwähnen.
Bei der älteren Scheidungsmethode wird zu dem auf eine bestimmte
Temperatur erwärmten Scheidesaft eine zwischen 1 / i und 1 p. C. be
tragende Menge Kalk in solcher Weise zugesetzt, dass die dijrch den
Kalk sich aus dem Safte ausscheidenden Niederschläge eine dichte Decke
über dem Saft bilden, unter welcher sich der klare Saft mittelst eines
Hebers abziehen lässt. Je mehr Kalk man anwenden kann und je voll
ständiger die Trennung von Schlamm und Saft vor sich geht, desto
besser ist die Scheidung. Aus dem Schlamm wird weiterhin der darin
enthaltene Saft noch möglichst abgepresst und der vereinigte geschie
dene und klare Saft durch Kohlensäure entkalkt oder saturirt. Dieses
Verfahren wird in wenig veränderter Weise namentlich in Fabriken
mit anderem als Diffusionsverfahren ausgeführt; die mechanischen Vor
richtungen allein, besonders die zur Herstellung der Kalkmilch dienen
den, haben Verbesserungen und Vervollkommnungen gefunden, wobei
wir einstweilen die Verarbeitung des Schlammes unberücksichtigt lassen.
Die neueren Verfahren zur Anwendung von Kalk und Kohlensäure
lassen sich unterscheiden als Methode der doppelten Saturation
und der Schlammsaturation. Ersteres rührt von Perier-Possoz
her 1 ) und besteht im Wesentlichen in einer Theilung des Kalkzusatzes
und in einer solchen der Kohlensäuresaturation in mehrere Theile.
Dadurch sollte eine stärkere Kalkanwendung ermöglicht und so eine
bedeutendere Reinigung der Säfte bewirkt werden. Die sichtbare Wir
kung dieses Verfahrens im Vergleich zu dem älteren einfacheren besteht
in einer sehr bemerklich helleren Farbe des Saftes, auf welche man
dann eine Verminderung der Filtration gründen wollte. Der Entfär
bung entsprach aber nicht zugleich eine höhere Reinigung und die
Filtration konnte daher ohne Benachtheiligung der Saftreinheit nicht
eingeschränkt werden. Als ein Hauptverdienst dieses Verfahrens ist
es aber zu bezeichnen, dass dasselbe den Anlass zur Entstehung man
cher anderer und zur näheren Prüfung der Scheidung und Saturation
überhaupt gegeben hat. In veränderter Gestalt, namentlich in Com-
bination mit dem folgenden, ist das Verfahren gegenwärtig in Frank
reich in Anwendung, während das ursprüngliche fast in Vergessenheit
gerathen ist.
Die wesentliche Eigenthümlichkeit des zweiten hier zu erwähnen
den, nämlich des Jelinek’schen Verfahrens besteht in der Vereinigung
] ) Perier-Possoz, Dingt pol. J. CLVIII, 145; CLXIY, 388; Chem. Cen-
tralbl. 1862, 511.