Rübenzuckerfabrikation.
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ist denn auch in den meisten Fällen in die Scheidungsoperation einge
führt worden. Aus der Combination desselben mit der mehrfachen und
mit der Schlammsaturation haben sich so je nach der Reihenfolge die
ser Arbeiten und nach der Art, wie diese und die Schlammabscheidung
im Einzelnen ausgeführt wird, sehr zahlreiche Arbeitsweisen von zum
Theil sehr verschiedenen Methoden herausgebildet.
Wie man sieht, spielt die Kohlensäure einer und die Schlammab
scheidung andererseits bei der neueren Scheidearbeit eine weit grössere
Rolle als früher und es kommen in der That vielfach ganz ausseror
dentliche Mengen Kohlensäure in Anwendung und werden auch Schlamm
mengen erzeugt, die den früher vorkommenden nicht zu vergleichen sind.
Zur Erzeugung der Kohlensäure dient der mehr oder weniger
veränderte alte Kindler’sche Ofen nur noch da, wo die ältere Schei
dung und davon getrennte Saturation beibehalten, ist; sonst findet man
entweder eigens zur Verbrennung grosser Kohlenmengen eingerichtete
Oefen, oder meistentheils Kalköfen im Gebrauch, in welchen die Koh
lensäure theils durch Verbrennung der zur Feuerung benutzten Kohle,
theils durch Brennen des Kalksteins mit Hilfe eines durchgesaugten
starken Luftstroms in erforderlicher Menge und Concentration erzeugt
wird. Die Einrichtung dieser Kalköfen im Einzelnen muss hier uner-
örtert bleiben.
Der Schlamm und zwar sowohl derjenige, welcher bei dem Kalk
zusatz, wie derjenige, welcher bei der Saturation entsteht, wurde von
dem Saft früher durch Einschöpfen oder Einlaufenlassen in Filtrirbeu-
tel oder Säcke abgetrennt, und der im Schlamm zurückgehaltene Saft
durch langsames Auspressen in Schrauben- oder Spindelpressen nach
Möglichkeit gewonnen. Diese Arbeit war höchst beschwerlich und
kostspielig, ja für sehr ausgedehnten Betrieb fast unausführbar. Mit
der Einführung des neueren Scheidungsverfahrens ist sie wohl ganz
allgemein durch die Arbeit mit Filterpressen (besser Fachfilter genannt)
ersetzt worden.
Bei anderen Industrien sind die Filterpressen schon längst bekannt;
sie wurden beispielsweise in England schon 1828 für Needham na
mentlich zur Trennung der Porcellanmasse vom Wasser patentirt. Die
erste Anregung zu der jetzt in Zuckerfabriken üblichen Filterpresse
gab eine für Thonpressung 1862 in London ausgestellte Verbesserung
dieses Fachfilters, wonach Dan eck bald nachher eine speciell für Rüben
saftschlamm geeignete construirte. Diese Filterpresse fand eine gün
stige Aufnahme und wurde sehr bald vielfach verändert und verbessert;
namentlich sind ausser Daneck die Namen Riedel, Trinks und
Dehne zu nennen 1 ). Es ist schwer, ohne Zuhilfenahme von Zeich-
3 ) lieber den An theil der einzelnen Maschinenbauer an dieser Entwick
lung sehe man Zeitschr. 1864, 642.