202
Gruppe III. Chemische Industrie.
nungen einen Begriff von der Einrichtung der Filterpressen zu geben,
weshalb wir auf eine weitere Besprechung derselben verzichten müssen.
Mit der Erzeugung bedeutender Schlammmengen durch die neue
ren Scheideverfahren wurde bald ein empfindlich vermehrter Verlust
an Zuckersaft, der in den Schlammmassen verblieb, fühlbar, und man
wurde darauf bedacht, einen Theil dieses Zuckersaftes wieder zu gewin
nen. Man versuchte dies theils durch Aussüssen des Schlammes in
den Filterpressen selbst, theils durch besondere weitere Verarbeitung
des Schlammes.
Namentlich hat Stamm er 1 ) bald nach der allgemeinen Annahme
der Filterpressen Untersuchungen und Vorschläge in dieser Beziehung
gemacht und die Vermeidung dieser Verluste angebahnt. Mit gutem
Erfolg hat Bodenbender 2 ) ein Entsaftungsverfahren für Schlamm
presslinge aufgestellt, welches auf der längeren Einwirkung des Wassers
bei systematischem Auslaugen des zerbröckelten Schlammes beruht und
welches in zahlreichen Fabriken Anwendung gefunden hat.
Untersuchungen über die Zusammensetzung des Schlammes, wie
man denselben bei den verschiedenen Verfahrungsweisen erzielt, über
den Zuckerverlust, welcher durch dessen Saftrückhalt veranlasst wird,
und über seinen Düngewerth sind von vielen Chemikern ausgeführt
worden; die Resultate zeigen, wie zu erwarten stand, grosse Verschie
denheiten. Mehrfach ist auch versucht worden, das Verhältniss der
fremden Stoffe, welche im Schlamm aus einer gegebenen Menge Rüben
saft ausgeschieden wurde, also den reinigenden Erfolg der Scheidung
und Saturation, zu ermitteln. In directer Weise durch Analyse des
Schlammes hat dies Stammer 3 ) ausgeführt, während man sich bisher
mit Saftuntersuchungen und Differenzbestimmungen begnügte. In
landwirthschaftlicher Beziehung verdient der Scheideschlamm vorzüglich
wegen des dadurch ermöglichten Ersatzes an Magnesia und Phosphor
säure Beachtung. Ausser dieser eben besprochenen Scheidung des Saf
tes mit Kalk und Kohlensäure sind im Laufe der Zeit zahlreiche andere
Substanzen in Vorschlag gekommen, welche die Kalkmischung theils
ersetzen, theils die Wirkung derselben vervollständigen sollten. Alle
diese Vorschläge haben aber wenig Anerkennung gefunden und sich
nicht einzubürgern vermocht, und es genügt daher die empfohlenen
Substanzen nur zu nennen; es sind:
Thonerdesalze der Phosphorsäure, Schwefelsäure und Kieselsäure,
Eisenoxydhydrat, schweflige Säure und schwefligsaures Calcium, Chlorcal
cium, Chlormagnesium, schwefelsaures Magnesium, kohlensaures Ammo
nium, fette Säuren, Kieselflusssäure *), Phosphorsäure, saures phosphorsau
res Calcium und dergleichen mehr. Von diesen Stoffen scheint allein
x ) Stammer, Dingl. pol. J. CLXXXII, 334; Zeitschr. 1867, 450 u. 651;
1868, 283. 2 ) Bodenbender, Zeitschr. 1869, 148; 1873, 14. 3 ) Stam-
iner, Zeitschr. 1872, 728. — 4 ) Vergl. I, 319 d. B.