12 Gruppe III. Chemische Industrie.
bildung des Zellengewebes entsteht durch Absonderung und Umände
rung in der Mitte der Zellwand eine. Schicht oder Lamelle, welche,
mehr und mehr hervortretend, endlich als eine förmliche Zwischen
lagerung erscheint. Vermöge ihrer verschiedenartigen Zusammensetzung
die Zellen von einander abtrennend, bedingt diese Schicht die Indivi-
dualisirung der Zellen und in Wirklichkeit die Zertheilbarkeit des
Zellengewebes in diesem Sinne, oder mit anderen Worten, die Isolirung
der Zellen. Gleichzeitig mit dieser intercellularen Schicht entstehen
gewöhnlich an den Stellen, wo drei Zellen zusammenstossen, hohle
Räume, welche als die sogenannten Intercellularräume oder Intercel
lularcanäle sich oft sehr beträchtlich entwickeln und so veranlassen,
dass die einzelnen Zellen dann nur noch an der sehr verringerten Be
rührungsfläche durch die entstandene Intercellularsubstanz zusammen
gehalten werden.
Je nach der Art des Gewebeelements, oder der Pflanze, oder nach
dem Alter zeigt die Substanz, welche diese Zwischenlagerung oder Inter
cellularschicht bildet, einen sehr verschiedenartigen chemischen Cha
rakter und es tritt in diesem Falle eine noch viel grössere Mannich-
faltigkeit als bei der Verholzungssubstanz oder dem Lignin auf. So
führt unter gewissen Umständen diese Umsetzung der Zellenmembran zu
der Bildung des sogenannten schleimgebenden Gewebes 1 ), in anderen
Fällen zu der Bildung einer Substanz, die als Pectose 3 ) angesprochen
werden kann, und in noch anderen Fällen nimmt diese Intercellular
substanz einen viel resistenteren Charakter an und verhält sich dann
ähnlich dem Lignin. In der letzteren Form tritt sie besonders
im eigentlichen Holzgewebe auf und unterscheidet sich hier von der
verholzenden Substanz der Zellhaut nur durch schwerere Löslichkeit
in Schwefelsäure und etwas leichtere Löslichkeit in verdünnter Chrom
säure (1 Thl. krystallisirte Chromsäure, 4 Thle. Wasser). Von Alkalien,
Salpetersäure, Chlor und dergleichen werden in diesem Falle beide
Substanzen, wie es scheint, ganz gleich stark angegriffen und zerstört.
Behandelt man daher Holzgewebe mit diesen Reagentien in geeigneter
Weise, so wird dasselbe in isolirte Zellenskelette zerlegt, welche aus
reiner Cellulose bestehen.
Chemiselie Eigenschaften der Cellulose. Was nun,die che
mischen Eigenschaften der Cellulose selbst betrifft, so macht sich bei
deren Betrachtung vor Allem die grosse Aehnlichkeit mit der Stärke
bemerklich, welche offenbar mit der nahen genetischen Beziehung der
:
') A. Wigand, Jahrb. f, wissensch.Botanik 1861,111, 11V. H.v. Mohl,
Botan. Ztg. 1857, 33. 2 ) A. Yogel, Sitzungsber. d. k. k. Akad. d. Wis-
sensch. Wien, Bd. IIL. Kabsch, Jahrb. f. wissensch. Botanik III, 367,
1863. Wiesner, Jahresber.f. Agricultur-Chemie 1867. Sitzungsber. d. k. k. Akad.
d. Wissensch. Wien, Bd. L.