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Spiritusfabrikation.
Interesse, welches sich, durch die Einführung der genannten Apparate
hervorgerufen, in den letzten Jahren in der Spiritusfabrikation zeigt,
alle Anerkennung. Es mögen daher hier die Apparate von Holle-
freund, Bohm und II e n z e eine ausführlichere Behandlung erfahren,
als die übrigen Apparate der Spiritusfabrikation.
Der II olle fr eund’sehe Apparat besteht aus einem liegenden cy lin
drischen Gefäss von dampfkesselähnlichem Ansehen und muss für einen
Gährraum von 4000 Litern einen Inhalt von ca. 6000 Litern bei einer
Höhe von 1‘6 m und einer Länge von 3 m besitzen.
Durch ein „Mannloch“, welches zum Zwecke der Reinigung
des Apparates bestiegen werden kann, werden die Kartoffeln — auf
obigen Maischraum ca. 50 bis 60 Centner — in den Apparat gefüllt
und nach dem Yerschliessen derOeffnung durch directen Dampf, welcher
durch eine Reihe von Ventilen an der tiefsten Stelle des Apparates
gehörig vertheilt wird, erhitzt, bis die Temperatur in dem Apparat auf
137 bis 143 0 C. (2 bis 2y 2 Atmosphären Spannung) gestiegen ist.
Alsdann wird ein Rührwerk, welches aus spiralförmig um eine Welle
stehenden Messern besteht, zunächst durch Handbetrieb „angedreht“,
da dasselbe anfangs sehr schwer geht, darauf durch eine Riemscheibe
und Transmission in schnelle Umdrehung versetzt und durch dasselbe
die bei dem hohen Druck gedämpften Kartoffeln zerkleinert. Nach
Beendigung dieser Operation, welche ungefähr 20 Minuten in Anspruch
nimmt, wird durch Oeffhen eines Ventils der Dampf abgeblasen und
damit ein Sinken der Temperatur auf ungefähr 106° C. bewirkt, eine
Temperatur, welche aber noch die Wirksamkeit der in dem nun zuzu
setzenden Malz enthaltenen Diastase zerstören würde. Es ist daher
eine künstliche Abkühlung, welche bei dem eine geraume Zeit erfor
dernden Quetschen der Kartoffeln nach dem alten Verfahren durch die
Berührung mit der Luft ohne äusseres Zuthun erfolgt, nothwendig.
In dem Hollefreund’sehen Apparate ist zu diesem Zwecke ein sehr
sinnreiches Princip verwendet, nämlich das der Kälteerzeugung
durch Verdampfen. Sobald der Druck in dem Maischkessel dem-,
jenigen der Atmosphäre gleich ist, wird das Ventil wieder geschlossen
und es wird eine mit dem Apparate in Verbindung stehende Luftpumpe
mit Condensator in Gang gesetzt, und hierdurch der Inhalt des Maisch
kessels zirm Sieden und zum Verdampfen von Wasser gebracht — die
zur Ueberführung des tropfbar flüssigen Wassers in Dampfform noth-
wendige Wärme wird hierbei der Maische entzogen und letztere schnell
abgekühlt — es macht keine Schwierigkeiten, durch eine einigermaassen
kräftige Luftpumpe die Temperatur in 15 Minuten von 106° C. auf die
Maischtemperatur von 65° C. zu erniedrigen. Die in dem Holle-
fr eund’sehen Apparate nun vorhandene Luftverdünnung wird dazu
benutzt, um das in einem eisernen Einteigegefässe mit Wasser ange
rührte gequetschte Malz in den Apparat einzusaugen und hierdurch