278
Gruppe III. Chemische Industrie.
auf den Gehalt an Methylalkohol zu ziehen ist. Man bedient sieh des
halb einer Methode, welche den Alkohol in leicht fassbarer Form, als
Methyljodid, liefert, in dem man die zu untersuchende Waare mit
Jodphosphor behandelt. Dies geschieht nach dem von Krämer und
G r o d z k i J ) modificirten Verfahren von Krell 2 ) auf folgende Weise. In ein
kleines Kölbchen von 30 ebcm Inhalt, welches mit einem rechtwinklig
angeblasenen Kühlrohr versehen und in dessen Stöpsel ein Tropftrichter
mit Hahn eingefügt ist, bringt man 15 g zweifach Jodphosphor, lässt
5 cbcm des zu untersuchenden Alkohols einfliessen und fügt noch 5 cbcm
einer Lösung von Jod in Jodwasserstoffsäure zu gleichen Theilen hinzu.
Der Apparat, welcher so gestellt wird, dass die im Kühlrohr verdichte
ten Dämpfe zurückfliessen, wird kurze Zeit erwärmt; hierauf wird durch
Neigung des Kühlers das Jodmethyl in ein theilweise mit Wasser ge
fülltes graduirtes Gefäss abdestillirt und aus dem Volum des Jodmethyls
auf den Gehalt der Probe an Methylalkohol geschlossen.
Der Aethylalkohol wird weiter verarbeitet auf absoluten Alkohol
und Aether. Bei ersterem hat sich in der Technik ausschliesslich die
Eutwässerungsmetbode mit gebranntem Kalk wegen des niedrigen Prei
ses dieses Agens und der Reinheit des damit bereiteten Products zu
behaupten vermocht, da die grosse Zahl der sonst vorgeschlagenen Ent
wässerungmittel, geglühter Kupfervitriol, wasserfreies Magnesiumsulfat,
Pottasche und andere mehr, theils nicht im Stande sind, das Wasser
vollständig an sich zu nehmen, theils, wie das Chlorcalcium, nur mit
Schwierigkeit den Alkohol wieder entlassen und die Destillationgefässe
nicht unerheblich angreifen. Mit Vortheil lässt sich auch beim Kalk
nur möglichst hochgradiger, durch die Colonne auf mindestens 96 p. C.
gebrachter Sprit verarbeiten. Die leicht mechanisch mit über gerisse
nen Spuren von Kalk werden durch vorsichtige Rectification in geschlos
senen Apparaten, um das Anziehen von Feuchtigkeit aus der Luft zu
verhüten, leicht entfernt. Der gewonnene Alkohol, welcher im Handel
unter dem Namen absoluter Alkohol geht, überschreitet indessen kaum
die Stärke von 99^2 P- C. Dieser letzte Rest Wasser muss für den zu
wissenschaftlichen Zwecken verwandten Alkohol mit Natrium entfernt
werden. Der benutzte Kalk hält nicht unbeträchtliche Mengen Alko
hol mechanisch zurück, welche durch Destillation mit Wasser zu ge
winnen sind und am besten zur Umwandlung in Essigsäure dienen.
Auch bei der Darstellung des Aethers hat sich allein die bekannte
Methode mit Schwefelsäure Geltung zu verschaffen gewusst. Der ent
stehende käufliche Aether lässt sich durch Destillation bis zum gewis
sen Grade von Wasser und Alkohol befreien. Eine völlige Trennung
desselben von Alkohol wird durch wiederholtes Waschen mit Wasser
*) Krämer und Grodzki, Ber. chem. Ges. 1874, 1493. 2 ) Krell,
Ibid. 1873, 1310.