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Gruppe III. Chemische Industrie.
Jedes Weinland, ja jeder kleinere Weinbezirk hat seine Eigenthüm-
lichkeiten und hat auch seine besonderen günstigen Einwirkungen, die
zu benützen, und schädliche, die zu bekämpfen sind. Durch die lange
Praxis, durch die Beobachtung intelligenter Bauern hat sich nun in sehr
vielen Fällen ein Verfahren im Rebbau eingebürgert, das diesen Ver
hältnissen Rechnung trägt, wenn auch die Bauern sich über ihr Thun
und Lassen keine Rechenschaft zu geben vermögen. Deshalb ist es
ausserordentlich gewagt, irgend ein Verfahren aus dem einen in einen
anderen Bezirk zu übertragen, oder ein scheinbar unrichtiges Ver
fahren eines Bezirkes zu bekämpfen, so lange man nicht vollkom
mene, in der Praxis erprobte Sicherheit von der Richtigkeit seines Vor
habens hat.
Wir werden das Wichtigste der Weinbereitung in folgenden Ab
theilungen besprechen:
I. Traubensorten, Düngung der Reben und Reife der
Trauben.
II. Zerstampfen und Keltern der Trauben.
III. Gährung.
IV. Einwirkung der Luft auf den Most und den Wein.
V. Einwirkung der Wärme auf die Entwickelung des
W eines.
VI. Krankheiten der Weine.
VII. Haltbarmachen des Weines durch Hitze (Pasteuri-
siren).
VIII. Zusätze zum Traubensaft.
IX. Bereitung von Schaumwein.
X. Bereitung von Fruchtweinen und Meth.
I. Traubensorten, Düngung der Reben und
Reife der Trauben.
1. Traubensorten.
Durch Boden- und Klimaverhältnisse, durch die verschiedene Art
der Behandlung des Bodens und der Rebe und durch Bastartirungen hat
sich nach und nach eine ausserordentlich grosse Zahl von Traubensor
ten herausgebildet, die ebenso wie in ihrer Form, Farbe und Geschmack
auch in ihren Ansprüchen an Boden- und Witterungsverhältnisse und
in ihrer Zeit des Reifens verschieden sind. Wohl jede Traubensorte
kann einen guten Wein geben, wenn alle äusseren Verhältnisse ihrem
Gedeihen zuträglich sind. Die richtige Wahl der Traubensorte für ein
gegebenes Feld ist deshalb für die Weinproduction von grösster Be
deutung.