295
Die Bereitung des Weines.
Eisen, Natron und Chlor sind sicher entbehrlich. Ohne schwefelsaure
Salze findet die Gährung statt, doch ist wahrscheinlich, dass die Hefe
des Schwefels bedarf, obschon es durch den Versuch noch nicht nach
gewiesen ist. Den Kohlenstoff erhält die Hefe aus dem Zucker, den
Stickstoff kann sie als Ammoniak aufnehmen und zum Aufbau ihres
Körpers verwerthen, doch findet hierbei die Gährung weniger gut statt,
als wenn andere geeignetere Stickstoffverbindungen vorhanden sind.
Im Saft der Trauben sind die Nährstoffe der Hefe gewöhnlich in
weit grösserer Menge vorhanden, als es zum Vergähren des Zuckers
nöthig wäre. Bei Versuchen von Pasteur und von Mayer fand bei
Lösungen von Zucker und Nährstoffen eine Vermehrung der Hefe (auf
Trockensubstanz berechnet) von 1 bis 3 p. C. des gebildeten Alkohols
statt. Bei Lüftungsversuchen fand Blankenhorn 1 ) bei Gährungen
von Most erheblich grössere Mengen Hefe, ebenso fand Mayer bei der
Gährung von Most eine Vermehrung der Hefe von 18‘2 p. 0. des Al
kohols. Ohne Zweifel hätte diese Menge Hefe auch genügt, weit mehr
Zucker zu vergähren. Aus diesem Grunde vergähren denn auch noch
ganz erhebliche Mengen Zucker, welche dem Moste zugesetzt werden.
Eine ganz hervorragende Einwirkung auf die Gährung haben Luft
und Wärme; da indess beide auch sonst grossen Einfluss auf die Ent
wickelung und Haltbarkeit des Weines ausüben, so ziehe ich vor, sie in
besonderen Abtheilungen zu besprechen.
IV. Einwirkung der Luft auf den Most und
den Wein.
Schon im Alterthume war bekannt, dass der Wein durch die Luft
zerstört werden kann, und wurden, um dieselbe abzuhalten, die Deckel
der Gefässe mit Thon, Pech u. s. w. zugekittet, Oel auf den Wein ge
gossen oder die Gefässe in Sand eingegraben. Von jener Zeit bis vor
wenigen Jahren wurde allgemein als einer der wichtigsten Grundsätze
aufgestellt, dass die Luft möglichst vom Wein abgehalten werden soll.
Dennoch gab es immer und giebt noch jetzt viele Praktiker, welche
absichtlich die Fässer des noch gährenden Weines nicht ganz anfüllten,
damit die Luft ein wirke, weil nach ihrer Ansicht der W ein sich dann
früher kläre und haltbarer werde. Erst eingehenderen Untersuchun
gen der letzten Jahrzehnte war es Vorbehalten, eine Lösung für diesen
scheinbaren Widerspruch zn bringen.
Schon van Helmont 3 ) machte die Beobachtung, dass der Saft
von Johannisbeeren ohne Wirkung der Luft nicht in Gährung übergeht.
■*) Blankenhorn, Ann. d. Oenol. I, 27, 217.
sur le vin, 83.
2 ) Pasteur, Etudes