Die Bereitung des Weines. 309
Wein schon seit vielen Jahren und auch jetzt noch am meisten an
gewandt.
2. Umschlagen des Weines.
Sowohl rothe als weisse Weine sind dieser gewöhnlich in den wär
meren Monaten auftretenden Krankheit unterworfen. Sie werden trüb
und nehmen ein eigenthümliches, wie man sich auszudrücken pflegt,
wolkiges Aussehen an. Zugleich nimmt der Wein an Säure zu und an
Weingeist ab. Diese Krankheit tritt vorzugsweise bei jungen Weinen
auf, die nicht genügend vergohren sind und nicht richtig, nicht recht
zeitig oder überhaupt nicht von der Hefe abgelassen wurden. Bei nie
derem Wärmegrad kann ein Wein wochenlang wolkig sein, ohne seine
sonstigen Eigenschaften wesentlich zu ändern, während bei höherem
Wärmegrade die Zerstörung des Weines oft schon in wenigen Tagen
sehr merklich wird. Aus diesem Grunde bringt denn auch diese Krank
heit in südlichen Ländern viel mehr Schaden hervor als in Deutschland.
Bechamp 1 ) fand bei seinen Untersuchungen umgeschlagener
Weine höheren Kaligehalt, keinen Zucker und bei Weinen, welche schon
ganz zerstört waren, kein Glycerin und keine Bestandtheile mehr, welche
sich in Zucker überführen lassen. Der Zucker ist hierbei in Milchsäure
übergegangen und hat sich der Gehalt an flüchtiger Säure, wahrschein
lich an Propionsäure, vermehrt. Naschdem Bechamp die Zunahme
an Kali constatirt hatte, erfuhr er, dass man stets das Verschwinden des
Weinsteins aus den Fässern bei längerer Berührung derselben mit um
geschlagenen Weinen wahrnimmt.
Balard hat das Milchsäureferment in umgeschlagenem Wein ge
funden.
Nach Pasteur 2 ) wird diese Krankheit durch einen fadenförmigen
sehr dünnen Pilz bedingt, welcher Aehnlichkeit mit dem Milchsäure
ferment hat.
Da die Krankheit da aufzutreten pflegt, wo noch Hefe im Wein
ist, so hat man früher angenommen, dass dieselbe durch Zersetzung,
der Hefe bedingt werde. Pasteur nimmt dagegen an, dass fragliches
Ferment allgemein im Most enthalten sei und dass es durch richtiges
und rechtzeitiges Ablassen des Weines von diesem entfernt werde, so
mit also keine Wirkung auf den Wein mehr ausüben könne. Diese Ei-
klärung dürfte indess nicht ganz genügen, da beim Ablassen des Weines
von diesen äusserst kleinen Gebilden überall, wo sie im Wein enthalten
sind, auch in das andere Fass gelangen und sich hier entwickeln müssen,
wenn die Beschaffenheit des Weines und der Wärmegrad ihrer Lnt-
Böchamp, Compt. rend. LTV, 1148; LV, 1219.
Etudes sur le vin 33. \
2 ) Pasteur,