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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
unlöslich werdenden Stoffe in der Weise um geändert werden können, 
dass sie löslich bleiben, ohne dass hierbei der rothe Farbstoff des Roth- 
weins zerstört wird. Selbstverständlich darf nicht mehr schweflige 
Säure verwendet werden, als für die Umänderung jener ersten Stoffe 
nöthig ist. Bei unseren Versuchen genügten 0'00013 und 0'0008 Thle. 
derselben für 100 Thle. Wein. 
Es tritt hier der gewiss merkwürdige Fall auf, dass derselbe Kör 
per, die schweflige Säure, welche den rothen Farbstoff zerstört, auch 
dazu dienen kann, dem Rothwein seine rothe Farbe zu erhalten. 
5. Schwarzwerden des Weines. 
Es kommt hier und da vor, dass Wein, sowohl rother als weisser, 
an der Luft trüb und schwarz wird. Es bildet sich dann nach längerer 
Zeit ein schwarzer Niederschlag, der Wein wird wieder hell, der rothe 
verliert dabei aber alle oder doch einen erheblichen Theil der ursprüng 
lichen Farbe. Dieses Schwarzwerden des Weines schreibt man schon 
lange dem Gehalt des letzteren an Eisen zu. Das Eisen ist zunächst 
im Weine als Oxydul vorhanden (bei meinen früheren Untersuchungen 
fand ich in 60 verschiedenen Weinen nur Oxydul 1 ), da nun das Eisen 
oxyd, nicht aber das Oxydul, mit dem Gerbstoffe eine schwarze unlösliche 
Verbindung giebt, so kann man leicht annehmen, dass der Wein da 
durch schwarz wird, dass das Eisenoxydul an der Luft in Oxyd über 
geht und dieses mit dem Gerbstoff die bekannte schwarze Verbindung 
bildet. 
Dass dieses Schwarzwerden des Weines von gerbsaurem Eisenoxyd 
herrührt, kann nach Aussehen und chemischem Verhalten des Nieder 
schlags nicht bezweifelt werden. Indess wirken noch verschiedene Um 
stände mit, welche verursachen, dass ein Wein von gleichem Gehalt an 
Eisen und an Gerbstoff schwarz werden kann oder auch nicht. Der 
Gehalt an Wein-, Aepfel-, Essig- und anderen Säuren ist im Wein sehr 
verschieden. Da nun bei gleichem Gehalt an Säure das Entstehen jenes 
schwarzen Niederschlages durch die Weinsäure 2 ) am meisten, durch die 
Essigsäure weitaus am wenigsten verhindert wird, so ist es klar, dass 
bei verhältnissmässig hohem Gehalt an Weinsäure oder Apfelsäure das 
Entstehen des Niederschlages eben durch diese Säure verhindert werden 
kann. Wird durch Zusatz von Kali oder Kalk oder durch chemische 
Zersetzung ein Theil der Wein- oder Aepfelsäure entfernt, so kann jetzt 
ein Wein schwarz werden, der früher diese Eigenschaft nicht besass. 
Wird der Gerbstoffgehalt erhöht, z. B. dadurch, dass das Fass noch 
solchen an den Wein abgiebt, so kann ebenfalls die Krankheit erstnach- 
') Nessler, T)er Wein, seine Bestandteile u. s. w. 109. 2 ) Nessler, 
Behandlung d. Weines. 2. Aufl., 140.
	        
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