Pflanzenfaser.
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chens etwas umständlicher und zeitraubender, als das gewöhnlich ge
bräuchliche und daher wohl nur dann anwendbar, wenn es sich um
grösstmögliche Erhaltung der werthvollen Eigenschaften der Faser
handelt.
Da in der Regel bei den stark verholzten Pflanzenfasern auch zu
gleich die Intercellularsubstanz stärker entwickelt ist, so können in
den meisten Fällen solche Fasern (wie z. B. Jute) nicht vollständig ge
bleicht werden, ohne dass dadurch gleichzeitig das vollständige Zer
fallen des Zellengewebes veranlasst wird.
Ganz ähnlich wie mit dem Bleichen verhält es sich mit der An
wendung alkalischer Laugen zum Zwecke der Entfernung des Lignins
und der Intercellularsubstanz aus dem Holzgewehe, wie dieses bei der Dar
stellung von Papierstoff aus Holz und Stroh und dergleichen geschieht.
Auch in diesem Falle sind die zu beseitigenden Substanzen nicht
direct löslich, sondern werden erst durch die verlängerte Einwirkung
der Alkalien in der Wärme in lösliche Körper umgewandelt. In der
Praxis wird diese Operation gewöhnlich viel zu rasch ausgeführt und
um dieses möglich zu machen werden sehr concentrirte kaustische
Laugen unter Erhöhung von Temperatur und Druck in Anwendung ge
bracht. Als nothwendige Folge davon wird ein beträchtlicher Theil
der Zellenmembran selbst mit aufgelöst und dadurch erheblicher Ver
lust verursacht.
Es ist hervorzuhehen, dass die durch Alkalien und andere Mittel
von den incrustirenden Substanzen befreite Zellenmembran sehr häufig
eine erhöhte Quellungsfähigkeit zeigt und je nach dem Grade der Ein
wirkung kann sich dieselbe sehr wesentlich steigern. Es hängt diese
Erscheinung offenbar mit einer angehenden Lösung zusammen und
erinnert an die schon erwähnte Veränderung, welche die Cellulose
unter dem Einfluss concentrirter Schwefelsäure, concentrirter Alka
lien, Chlorzink und Kupferoxydammoniak erleidet. Unter gewissen
Umständen tritt eine ähnliche Veränderung im Pflanzenorganismus
auf und kann hier als die erste Stufe des Degenerationsprocesses der
Cellulose angesehen werden, wie er sich besonders beim Reifen der
Früchte und der allmäligen Umwandlung in Pectose in den Rühen
wurzeln bemerklich macht. Für die Technik und besonders in der
Papierfabrikation ist diese gesteigerte Quellungsfähigkeit sehr unvor-
theilhaft, weil die so afficirten Zellenmembrane beim scharfen Ein
trocknen sich dicht aneinander legen, als seien sie zusammengeklebt,
wodurch die Beweglichkeit der Fasern gehemmt wird, was eine sehr
nachtheilige Sprödigkeit der daraus gefertigten Papiere zur Folge hat.
Dieser Zustand verräth sich bei der feuchten Faser durch eine eigen -
thümliche, schleimige Beschaffenheit, welche in der Technik zu dem
irrigen Glauben Veranlassung gegeben hat, dass diese Erscheinung
durch einen besonderen Klebstoff veranlasst werde. Ganz ähnliche