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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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chens etwas umständlicher und zeitraubender, als das gewöhnlich ge 
bräuchliche und daher wohl nur dann anwendbar, wenn es sich um 
grösstmögliche Erhaltung der werthvollen Eigenschaften der Faser 
handelt. 
Da in der Regel bei den stark verholzten Pflanzenfasern auch zu 
gleich die Intercellularsubstanz stärker entwickelt ist, so können in 
den meisten Fällen solche Fasern (wie z. B. Jute) nicht vollständig ge 
bleicht werden, ohne dass dadurch gleichzeitig das vollständige Zer 
fallen des Zellengewebes veranlasst wird. 
Ganz ähnlich wie mit dem Bleichen verhält es sich mit der An 
wendung alkalischer Laugen zum Zwecke der Entfernung des Lignins 
und der Intercellularsubstanz aus dem Holzgewehe, wie dieses bei der Dar 
stellung von Papierstoff aus Holz und Stroh und dergleichen geschieht. 
Auch in diesem Falle sind die zu beseitigenden Substanzen nicht 
direct löslich, sondern werden erst durch die verlängerte Einwirkung 
der Alkalien in der Wärme in lösliche Körper umgewandelt. In der 
Praxis wird diese Operation gewöhnlich viel zu rasch ausgeführt und 
um dieses möglich zu machen werden sehr concentrirte kaustische 
Laugen unter Erhöhung von Temperatur und Druck in Anwendung ge 
bracht. Als nothwendige Folge davon wird ein beträchtlicher Theil 
der Zellenmembran selbst mit aufgelöst und dadurch erheblicher Ver 
lust verursacht. 
Es ist hervorzuhehen, dass die durch Alkalien und andere Mittel 
von den incrustirenden Substanzen befreite Zellenmembran sehr häufig 
eine erhöhte Quellungsfähigkeit zeigt und je nach dem Grade der Ein 
wirkung kann sich dieselbe sehr wesentlich steigern. Es hängt diese 
Erscheinung offenbar mit einer angehenden Lösung zusammen und 
erinnert an die schon erwähnte Veränderung, welche die Cellulose 
unter dem Einfluss concentrirter Schwefelsäure, concentrirter Alka 
lien, Chlorzink und Kupferoxydammoniak erleidet. Unter gewissen 
Umständen tritt eine ähnliche Veränderung im Pflanzenorganismus 
auf und kann hier als die erste Stufe des Degenerationsprocesses der 
Cellulose angesehen werden, wie er sich besonders beim Reifen der 
Früchte und der allmäligen Umwandlung in Pectose in den Rühen 
wurzeln bemerklich macht. Für die Technik und besonders in der 
Papierfabrikation ist diese gesteigerte Quellungsfähigkeit sehr unvor- 
theilhaft, weil die so afficirten Zellenmembrane beim scharfen Ein 
trocknen sich dicht aneinander legen, als seien sie zusammengeklebt, 
wodurch die Beweglichkeit der Fasern gehemmt wird, was eine sehr 
nachtheilige Sprödigkeit der daraus gefertigten Papiere zur Folge hat. 
Dieser Zustand verräth sich bei der feuchten Faser durch eine eigen - 
thümliche, schleimige Beschaffenheit, welche in der Technik zu dem 
irrigen Glauben Veranlassung gegeben hat, dass diese Erscheinung 
durch einen besonderen Klebstoff veranlasst werde. Ganz ähnliche
	        
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