MAK

Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

22 
Gruppe III. Chemische Industrie. 
Erscheinungen zeigen sich beim Eintrocknen vieler hydratischer or 
ganischer Substanzen, so z. B. bei der thierischen Membran. 
Festigkeit der Pflanzenfasern. Ueber den eigentlichen Grund 
der grossen Verschiedenheit in der absoluten Festigkeit der Pflanzen 
fasern von verschiedenem Ursprung liegen noch keine zuverlässige 
Versuche vor und ist die Beantwortung dieser Frage überhaupt mit 
grosser Schwierigkeit verknüpft x ). 
Der Durchmesser der Zellen und vor Allem die Dicke der Zell 
wand, welche in verschiedenen Arten von Pflanzenfasern charakteri 
stische Dimensionen zeigen, bedingen in vielen Fällen ohne Zweifel 
die Festigkeit, allein unabhängig von diesen sind sehr häufig bedeu 
tende Unterschiede, sogar an derselben Art von Fasern bemerkbar, 
welche dann entweder durch einen verschiedenen Grad der Dichte der 
Cellulose, oder der Incrustirung oder endlich durch die wählend des 
Aufbereitungsprocesses verursachte Veränderung der Faser selbst her 
beigeführt werden. Der Umstand, dass ein aus reinen isolirten Flachs 
zellen bestehender Strang eine ungleich grössere Festigkeit als ein 
gleich schwerer aus Baumwollenfaser hergestellter zeigt, scheint an 
zudeuten, dass die moleculare Cohäsion der Zellenmembran in diesem 
Falle den Unterschied bedingt. 
Es wurde schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Zellenmem- 
bran in der lebenden Pflanze stets in einem quasi hydratischen Zu 
stande auftritt, und ebenso enthält die abgeschiedene und gereinigte 
Faser, wie^sie in der Technik verwendet wird, eine variable Quantität 
Wasser.. Es scheint, dass die Gegenwart desselben ebenfalls von sehr 
wesentlichem Einfluss auf die Festigkeit ist. Durch Austrocknen der 
Faser bei erhöhter Temperatur wird die Fähigkeit, Wasser aufzuneh 
men, beeinträchtigt und dadurch die Festigkeit derselben vermindert 2 ). 
nicht an zahlreic hen Angaben über Festigkeitsbestimmungen 
von Pflanzenfasern; solche finden sich besonders in F. Royle’s Werke 
The Tihrous •plante of India, allsin diese Angaben beziehen sich meistens 
auf Versuche welche mit den betreffenden Fasern in der Form von Seilen 
und von Schiffstakel angestellt wurden und es lässt sich aus denselben kein 
sicherer Schluss auf die vergleichbaren Werthe der verschiedenen Pflanzen 
fasern ziehen, da die Resultate, abgesehen von anderen störenden Umständen, 
offenbar zu sehr von der, Aufbereitungsmethode der untersuchten Fasern ab 
hangen, was bei den bis jetzt ausgeführten Versuchen fast unberücksichtigt blieb. 
B“ dleser Gelegenheit mag erwähnt werden, dass das besonders beim 
Schiffstauwerk übliche Theeren keineswegs die Faser fester macht, sondern 
das Gegentheil bewirkt, und es wird diese Behandlung nur vorgenommen, 
um das Fmsaugen des Wassers möglichst zu vermindern. 
Anders verhält es sich dagegen mit dem allgemein verbreiteten Verfahren 
des Gerbens mit tanninhaltigen Substanzen, wodurch Fischernetze, Segel und 
dergleichen erfahrungsmässig fester und dauerhafter gemacht werden. 
) Alle Rohfasern enthalten eine wenn auch geringe Menge von Fett
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.