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Gruppe III. Chemische Industrie.
Erscheinungen zeigen sich beim Eintrocknen vieler hydratischer or
ganischer Substanzen, so z. B. bei der thierischen Membran.
Festigkeit der Pflanzenfasern. Ueber den eigentlichen Grund
der grossen Verschiedenheit in der absoluten Festigkeit der Pflanzen
fasern von verschiedenem Ursprung liegen noch keine zuverlässige
Versuche vor und ist die Beantwortung dieser Frage überhaupt mit
grosser Schwierigkeit verknüpft x ).
Der Durchmesser der Zellen und vor Allem die Dicke der Zell
wand, welche in verschiedenen Arten von Pflanzenfasern charakteri
stische Dimensionen zeigen, bedingen in vielen Fällen ohne Zweifel
die Festigkeit, allein unabhängig von diesen sind sehr häufig bedeu
tende Unterschiede, sogar an derselben Art von Fasern bemerkbar,
welche dann entweder durch einen verschiedenen Grad der Dichte der
Cellulose, oder der Incrustirung oder endlich durch die wählend des
Aufbereitungsprocesses verursachte Veränderung der Faser selbst her
beigeführt werden. Der Umstand, dass ein aus reinen isolirten Flachs
zellen bestehender Strang eine ungleich grössere Festigkeit als ein
gleich schwerer aus Baumwollenfaser hergestellter zeigt, scheint an
zudeuten, dass die moleculare Cohäsion der Zellenmembran in diesem
Falle den Unterschied bedingt.
Es wurde schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Zellenmem-
bran in der lebenden Pflanze stets in einem quasi hydratischen Zu
stande auftritt, und ebenso enthält die abgeschiedene und gereinigte
Faser, wie^sie in der Technik verwendet wird, eine variable Quantität
Wasser.. Es scheint, dass die Gegenwart desselben ebenfalls von sehr
wesentlichem Einfluss auf die Festigkeit ist. Durch Austrocknen der
Faser bei erhöhter Temperatur wird die Fähigkeit, Wasser aufzuneh
men, beeinträchtigt und dadurch die Festigkeit derselben vermindert 2 ).
nicht an zahlreic hen Angaben über Festigkeitsbestimmungen
von Pflanzenfasern; solche finden sich besonders in F. Royle’s Werke
The Tihrous •plante of India, allsin diese Angaben beziehen sich meistens
auf Versuche welche mit den betreffenden Fasern in der Form von Seilen
und von Schiffstakel angestellt wurden und es lässt sich aus denselben kein
sicherer Schluss auf die vergleichbaren Werthe der verschiedenen Pflanzen
fasern ziehen, da die Resultate, abgesehen von anderen störenden Umständen,
offenbar zu sehr von der, Aufbereitungsmethode der untersuchten Fasern ab
hangen, was bei den bis jetzt ausgeführten Versuchen fast unberücksichtigt blieb.
B“ dleser Gelegenheit mag erwähnt werden, dass das besonders beim
Schiffstauwerk übliche Theeren keineswegs die Faser fester macht, sondern
das Gegentheil bewirkt, und es wird diese Behandlung nur vorgenommen,
um das Fmsaugen des Wassers möglichst zu vermindern.
Anders verhält es sich dagegen mit dem allgemein verbreiteten Verfahren
des Gerbens mit tanninhaltigen Substanzen, wodurch Fischernetze, Segel und
dergleichen erfahrungsmässig fester und dauerhafter gemacht werden.
) Alle Rohfasern enthalten eine wenn auch geringe Menge von Fett