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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Stein 1 ) bediente sich später einer Kochsalzlösung von einem sol 
chen Grade der Verdünnung, dass sie sich mit gewöhnlichem Spiritus 
vermischen lässt ohne Kochsalz abzusetzen. Es werden dann eine be 
liebige Menge Körner in die Kochsalzlösung gebracht und rasch so 
viel Weingeist unter Umrühren zugeschüttet, bis die eine Hälfte der 
selben schwimmt, die andere am Boden liegt. Mit einem Aräometer 
wird alsdann das Volumgewicht der Flüssigkeit bestimmt, welches 
gleich ist dem mittleren Volumgewicht des Getreides. 
Deuringer 2 ) weistauf den Einfluss des Bodens und der Witterung 
auf den Werth der Gerste bin. Nach dessen Versuchen steigt das Ge 
wicht vom Hectoliter Gerste in günstigen bis zu 70‘56Kg, in mittleren 
nur bis 68'04 Kg, dagegen in sehr ungünstigen Jahrgängen auf 
65’52 Kg, wogegen in letzteren die geringste noch zum Brauen taug 
liche Gerste 55'44 Kg per Hectoliter wiegt. Aus diesen Daten geht 
eine Gewichtsdifferenz der Braugerste von 55'44 bis 70'56 Kg per 
Hectoliter hervor. 
Der Hopfen, welcher in der Bierbrauerei benutzt wird, besteht 
bekanntlich aus den weiblichen Blüthen des Hopfens (Bumulus lupu- 
lusL.), den sogenannten Hopfenkätzchen und hat bis jetzt durch keine 
andere Bitterstoffe enthaltende Pflanze ersetzt werden können. Die 
Dolden zeigen unter den Blättchen, oder Schuppen gelbe rundliche 
Körner oder Drüsen, die als das Hopfenmehl oder Lupulin die werth 
vollsten Bestandtheile des Hopfens enthalten. In der Bierbrauerei 
wird in der Kegel nur der cultivirte Hopfen verwendet, da der wild 
wachsende die nutzbaren Eigenschaften nur in geringem Grade besitzt. 
Der Hopfen macht das Bier für die Gesundheit weit zuträglicher und 
für den Genuss angenehmer, indem er durch seine bitteren Stoffe den 
zu süssen Geschmack verdeckt und dem Biere ein angenehmeres Aroma 
ertheilt. 
In Betreff der verschiedenen Arten verhält sich der Hopfen wie 
der Wein und sind von diesem maunichfache Spielarten bekannt. Die 
für die Brauerei wichtigen Bestandtheile des Hopfens sind nur in einem 
gut erhaltenen und frischen Hopfen enthalten , sie verlieren und ver 
ändern sich bei längerer mangelhafter Aufbewahrung, wobei der 
Hopfen sein Aroma und sein Ansehen einbüsst, indem er dann dunkler 
und meist gefleckt erscheint. Am ersten erleidet das flüchtige Oel 
eine wesentliche Veränderung, es wird durch Oxydation theilweise in 
Valeriansäure verwandelt, theilweise verharzt. Desswegen ist es vor- 
theilhaft, nur frischen Hopfen zu verwenden oder solchen, der nicht 
über ein Jahr alt ist, und daraus erklärt sich auch die grosse Preis 
schwankung, welcher der Hopfen in den verschiedenen Jahrgängen aus- 
l ) Ueber Stein’s einschlägige Versuche siehe Abschnitt Malz. ! ) Den 
ringer, die Bierfrage in Bayern im Jahre 1861.
	        
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