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Gruppe III. Chemische Industrie.
sauren und ätzenden Alkalien sich lösen, sondern in der Lösung auch
eine beträchtliche Menge Oxalsäure als Kaliumoxalat vorhanden sei.
Das erhaltene Natriumoxalat wird in kochendem Wasser gelöst und
die Flüssigkeit mit Kalkmilch, etwas mehr als die berechnete Menge
Kalk enthaltend, einige Stunden hindurch gekocht. Es ist gut, die
Flüssigkeit ziemlich verdünnt anzuwenden, da sonst die Umsetzung
langsam vor sich geht. Wenn die Umwandelung vollendet ist und eine
filtrirte Probe die Oxalsänrereaction nicht mehr zeigt, so zieht man die
kaustische Lauge ab, wäscht den Niederschlag mit heissem Wasser aus
und filtrirt.
Zur nun folgenden Zersetzung des Calciumoxalats mit Schwefel
säure ist ein Ueberschuss der letzteren Säure erforderlich. Wie Hr.
Chandelon 1 ) schon angegeben hat, sind auf 1 Mol. Oxalat 3 Mol.
Schwefelsäure erforderlich. Das Salz wird mit Wasser zu einem dünnen
Brei angerührt und die nöthige Menge Schwefelsäure von 15 bis 20° B.
unter Umrühren zugesetzt. Man erhitzt nach Zusatz von Wasser noch
einige Stunden und filtrirt dann vom Calciumsulfat ab. Die Lösung,
welche neben Oxalsäure auch Schwefelsäure und Gyps enthält, wird auf
15° B. concentrirt. Es scheidet sich dann beim Stehen der Gyps
krystallisirt aus. Nach Entfernung desselben concentrirt man weiter
bis auf 30° B. Beim Erkalten scheidet sich dann die Oxalsäure in lan
gen Krystallen aus, die durch Umkrystallisiren gereinigt werden. Die
Schwefelsäure lässt sich wieder verwenden.
Die alkalischen Laugen werden natürlich zweckmässig wieder in
die Fabrikation eingeführt. Wenn man dieselben direct eindampft und
calcinirt, so wird trotz hoher Temperatur die organische Substanz nicht
vollständig zerstört. Man verfährt nach Hrn. Thorn besser so, dass
man die Laugen auf 40° B. eindampft, alsdann mit so viel Sagemehl
mischt, dass alle Lauge eingesaugt wird, und diese Masse in dünner
Lage calcinirt, bis die mit warmem Wasser erhaltene Lauge nur noch
schwach gefärbt ist. Die calcinirte Masse ist ein Gemenge von Kohle,
kohlensaurem und kaustischem Alkali, das wegen seiner Porosität leicht
anszulaugen ist. Nachdem die Lauge mit Kalk ätzend gemacht and
auf 40° B. concentrirt worden ist, gelangt sie wieder in die Fabri
kation.
Neuerdings hat Hr. Dale 2 ) eine kleine Modification bei der Oxal
säuredarstellung aus Sägemehl angebracht, welche dazu dienen soll, die
meisten fremden Substanzen aus der Cellulose vor dem Schmelzen fort
zuschaffen. Er erreicht dies, indem er die Sägespäne vorher mit einer
heissen wässerigen Lösung von Alkalihydrat behandelt.
Man hat versucht, an Stelle des Sägemehls andere ähnliche billig
0 Chandelon, Wagn. Jahresber. 1864, 492. 2 ) Dale, Patent - Speci-
fication 1872, Nro. 2137; Ber. ehern. Ges. 1874, 192.