MAK

Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Organische Säuren. 
435 
Anhang: Naphtoesäure. 
ln der eben erwähnten Anwendung der Benzoesäure in der Anilin 
farbenindustrie vermag dieselbe mit Vortheil durch die Naphtoesäure 
ersetzt zu werden. Diese Säure steht in demselben Verhältnis zum 
Naphtalin, wie die Benzoesäure zum Benzol; sie ist das Monocarboxyl- 
substitutionsproduct des Naphtalins, also C 10 H 7 .COOH. Eine Säure 
dieser Zusammensetzung erhielt zuerst Hr. A. W. Hofmann 1 ) aus 
dem oxalsauren Naphtylamin. Wenn dieses Salz destillirt wird, so 
findet sich im Destillat reichlich Naphtylformamid , C 10 H 7 . CO. NH 2 . 
Dies verliert beim Behandeln mit concentrirter Salzsäure Wasser und 
das resultirendeNitril, C 10 H 7 .CN, kann durch Kochen mit Alkalien in 
Naphtoesäure übergeführt werden. 
In einer anderen Weise, die fabrikmässig ausgeführt worden kann, 
haben später die H.Hm. Merz und Mühlhäuser 2 ) die beiden Modi- 
ficationen des Cyannaphtalins und daraus die beiden Naphtoesäuren 
(n - llnd ß') dargestellt. Wenn man 2 Gew.-Thle. naphtalinsulfosaures 
Kalium (oder Natrium) innig mit 1 Gew.-Thl. Cyankalium mischt und 
das Gemisch der trocknen Destillation unterwirft, so bekommt man im 
Destillat rohes Cyannaphtalin, während Kaliumsulfit im Rückstand 
bleibt: 
C 10 H 7 .SO 3 K 4- KCN= C 10 H 7 .CN -f K 2 S0 3 . 
Die Darstellung der Naphtalinsulfosäure, welche in der Fabrik von 
Kunheim & Co. in Berlin schon seit längerer Zeit für andere Zwecke 
im Grossen dargestellt wird, bietet keine Schwierigkeit. Es wird 
Naphtalin mit gleich viel concentrirter Schwefelsäure im Dampfbade 
unter häufigem Umrühren auf 100° erhitzt; nach einigen Stunden wird 
noch intactes Naphtalin durch Wasser abgeschieden, freie Schwefelsäure 
aus der Lösung durch Kalkmilch entfernt, und mit Soda das Natrium 
salz der Säure dargestellt. 
Die H.Hrn. MerzundMühlhäuser rathen, nicht zu grosse Quan 
titäten des Salzgemisches auf einmal zu destilliren, oder im Inneren 
der Destillirgefässe Rührvorrichtungen anzuhringen, um eine möglichst 
gleichförmige. Erwärmung zu erzielen. 
Das rohe Cyannaphtalin wird einer neuen Destillation unter 
worfen. Der grössere Theil siedet bei 300°. Die ersten stark naphta 
linhaltigen Partien erstarren rasch. Es folgt dann als Hauptproduct 
flüssig bleibendes Cyanür, welches eine strohgelbe Farbe und lebhaft 
0 Hofmann, Berl. akad. Ber. 1866, 684; Liebig’s Ann. d. Chem. CSLII, 
127. 2 ) Merz u. Mühlhäuser, Ber. chem. Ges. 1870, 709; Dingl. pol. J. 
CXCVIII, 239; Wagn. Jahresber. 1870, 256. 
28*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.