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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
unterdrückte und die oben berührte Destillation im überhitzten Wasser 
dampfe an die Stelle setzte, gelangte Mil ly zu einem Verfahren, wel 
ches die Färbung der festen Fettsäuren, sowie die Zerstörung von Oel- 
säure vermeiden und die Destillation für einen Theil derselben ent 
behrlich machen soll. Nach Fourcade 1 ) erhitzt er die Fette auf 120°, 
lässt 6 p. C. Schwefelsäure von 66° B. zufliessen, mischt und verdünnt 
nach zwei Minuten mit kochendem Wasser. Die völlig gewaschenen 
Fettsäuren werden zwei Mal gepresst und liefern dabei einerseits weisse, 
direct brauchbare Presskuchen, andererseits eine gefärbte Oelsäure, 
welche für sich der Destillation unterworfen wird. Dieses Verfahren 
soll die Vortheile zweier Methoden vereinigen, insofern es grössere 
Gresammtausbeute an Kerzenmaterial liefert, als die Kalkverseifung 
und der nicht destillirte Antheil der fetten Säuren die vorzügliche 
Beschaffenheit der in Autoklaven erhaltenen Stearinsäure besitzt. 
Indess ist es schwer, ein Verständniss für Milly’s Methode zu 
gewinnen, wenn man nicht zwischen den Zeilen lesen und annehmen 
will, dass Operationen, welche nur angedeutet sind, eine Hauptrolle 
bei derselben spielen. Man wird sich zunächst fragen, wie denn 
6 p. C. Schwefelsäure 2 ) verseifen, also unter Aufnahme von Wasser 
spalten können, falls nicht das Erwärmen des Fettes durch Einleiten 
von Wasserdampf vorgenommen wird. Und ferner, ob die 6 p.0. 
somit bereits verdünnter Schwefelsäure noch im Stande sind-, Sulfo- 
glycerinsäure, oder gar, wie von anderen Seiten angenommen wird, 
Sulfooleinsäure zu bilden. Erinnert man sich dann der Erscheinungen, 
die eintreten, wenn man Fette mit Schwefelsäure und hierauf mit 
Wasser vermischt 3 ), so liegt es nahe, anzunehmen, dass obiges Ver 
dünnen mit kochendem Wasser und das darauf folgende Waschen so 
geleitet werde, dass bei diesen Operationen noch eine Verseifung ein 
treten kann, oder aber, dass das Neutralfett durch die kurz andauernde 
Behandlung mit der eoncentrirteren Säure eine Veränderung erlitten 
habe und in Folge derselben schon durch Wasser allein zerlegbar ge 
worden sei. Die erstere Ansicht findet eine Stütze in älteren, von 
Stas 4 ) ausgeführten Versuchen, die andere wird aufs Lebhafteste von 
Bock 5 ) vertheidigt. 
4 ) Rapports du jury international, Paris 1868, VII, 170. — Balard’s 
Bericht: Bull. soc. d’Encoürag. 1867, 549; Wagn. Jahresber. 1867, 694. 
2 ) Nach der Formel C 8 H 6 .0 3 . (C 18 H 35 0) 3 -f- H 2 .0 2 . S 0 2 würden 11 p. C. 
Schwefelsäure erforderlich sein. 3 ) Mit Schwefelsäure in der Wärme ver 
mischtes Fett kann mit kleinen Mengen Wasser versetzt werden, ohne dass 
sich zwei Schichten bilden. Bei Zusatz von mehr Wasser gelingt es leicht, 
einen Theil der Schwefelsäure fortzuwaschen, aber bevor alle Säure entfernt 
ist, tritt eine Emulsionsbildung ein, und erst durch wirkliches Kochen wird 
die Sonderung der Fettsäuren von der unteren sauren Lösung erreicht. 
4 ) Stas, a. a. 0. 5 ) f.C.A. Bock, Dingl. pol. J. CCVIII, 229; Wagn. Jahres-
	        
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