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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Obgleich nun in der Folge das Suchen nach neuen Materialien 
keineswegs aufgegeben wurde und einzelne Materialien, wie z. B. bei 
der Yerarbeitung von Stroh, wirklich zur Anwendung kamen, so wurde 
doch eigentlich erst mit der allgemeineren Verbreitung der Maschinen 
papierfabrikation und den dadurch herbeigeführten Aufschwung der 
Papierindustrie überhaupt die Nothwendigkeit wirklich dringend, neue 
Quellen für Papierstoffe zu erschliessen. 
Gegen Mitte dieses Jahrhunderts nahm der Verbrauch von Papier 
so gewaltig zu, dass trotz der sich immer mehr ausdehnenden und 
wohlorganisirten sorgfältigeren Einsammlung der Hadern, welche durch 
die gleichzeitige rasche Entwickelung der Verkehrsmittel noch wesent 
lich gefördert wurde, schon längst eine bedenkliche Beschränkung in 
der Papierproduction eingetreten wäre, hätte man sich auf die Dauer 
mit diesem Rohmaterial allein behelfen müssen. 
Es ist einleuchtend, dass diejenigen Pflanzenfasern, welche sich 
als Spinnfaser benutzen lassen, unter allen Umständen auch für die 
Papierfabrikation die geeignetsten Materialien abgeben müssen ; aber 
so lange eine Ueberproduction solcher Fasern nicht stattfindet, wird 
sich zunächst immer die Textilindustrie derselben bemächtigen und 
eine directe Verwendung derselben in der Papierfabrikation des hohen 
Preises halber nur in seltenen Fällen statthaft sein. So werthvoll da 
her auch die Einführung neuer, in diese Classe gehöriger Fasern für 
die Industrie im Allgemeinen sein muss, so kann dieselbe doch 
nur indirect der Papierfabrikation zu Gute kommen; denn erst, wenn 
diese Fasern in der Form von Hadernstoffen oder Abfällen auftreten, 
werden sie der letzteren zugänglich. 
Demnach stellte sich die Papierfabrikation die Aufgabe, solche 
Materialien aufzufinden und verwendbar zu machen, deren Faser, ob 
wohl als solche in der Textilindustrie nicht verwendbar, dennoch die 
jenigen Eigenschaften besitzt, welche die Benutzung als Papierfaser 
zulässig macht. 
Während nun die Verwendung der Pflanzenfaser als Spinnmate 
rial voraussetzt, dass sie neben einem hohen Grad von Geschmeidigkeit 
und Zähigkeit vor Allem auch eine gewisse Länge besitzt, welche die 
mechanischen Operationen des Spinnens undWebens ermöglicht, treten 
diese Erfordernisse bei der Papierfaser in viel geringerem Grade auf 
und ist es ja bekanntlich eine der Hauptoperationen in der Papierfabri 
kation, die Fasern durch die Wirkung des Holländers möglichst voll 
ständig zu zertheilen und auf eine nur wenige Millimeter betragende 
möglichst gleichmässige Länge zu reduciren, welche ermöglicht, dass 
dieselben in Wasser aufgeschwemmt eine leicht bewegliche Flüssigkeit 
bilden und beim Abziehen des Wassers, sich in einander verwirrend 
oder verfilzend, so das Papier liefern. 
Obgleich nun solche Fasern, welche dem Papierstoff entsprechende
	        
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