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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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davon Umgang genommen werden, denselben näher zu beleuchten, ob 
gleich die Hadernstoffe noch immer weitaus die wichtigsten Rohmate 
rialien für die Papierbereitung bilden. 
Stroh. 
Während in China das Stroh der verschiedenen Getreidearten 
schon seit den ältesten Zeiten zur Bereitung von Papierstoff verwendet 
wird und einen nicht unwesentlichen Theil des Rohmaterials für gewisse 
dort erzeugte Papiersorten liefert, hat die Benutzung desselben für den 
gleichen Zweck in Europa nur erst in neuerer Zeit wirkliche Bedeutung 
erhalten. 
Soweit die Verarbeitung des Strohs in China bekannt ist, so scheint 
dieselbe auf dem für die Abscheidung der Pflanzenfaser aus den Roh 
stoffen dort allgemein üblichen Verfahren zu beruhen und darin zu 
bestehen, dass das Stroh mit oder ohne Zusatz von Kalk eine Art Wasser 
röste durchmacht, welche bis zur beginnenden Fäulniss gehend die 
Strohsubstanz erweicht und leichter zertheilbar macht. Dieser Behand 
lung folgt längeres Kochen mit Wasser und endlich die mechanische 
Aufbereitung durch Stampfen oder Stossen in Mörsern. 
Mit diesen einfachen Hilfsmitteln gelingt es den Chinesen, einen 
Papierstoff zu erzeugen, welcher, wenn auch nicht farblos oder sonst 
fehlerfrei, doch ein für viele Zwecke recht brauchbares Papier liefert. 
Es scheint, dass man in Europa um die Mitte des vorigen Jahr 
hunderts, und zwar zuerst in Deutschland, Versuche gemacht hat, das 
Stroh als Ersatzmittel für Hadern in Anwendung zu bringen, aber die 
damals erzielten noch sehr mangelhaften Resultate blieben lange für 
die Papierfabrikation fast werthlos, weil das erhaltene Product nur für 
sehr untergeordnete Zwecke verwendbar war. 
Auf den ersten Blick mag es wohl überraschen, dass ein Material, 
welches, wie das Stroh, überall zugänglich, so reich an Cellulose und 
in anscheinend so günstiger Form sich darbietet, so lange unbenutzt 
blieb; allein bei eingehender Betrachtung finden sich Gründe genug, 
welche diese Verzögerung erklären. 
In Europa scheint man auf Stroh die bis vor 50 Jahren noch fast 
allgemein für die Verarbeitung von Hadern übliche Methode des „Fau 
lens“ nicht in Anwendung gebracht zu haben; man hat vielmehr von 
Anfang an die Zerfaserung des Strohs auf directerem Wege zu errei 
chen gesucht. 
Man bemühte sich zunächst durch einfaches Maceriren x ) oder 
i) Schaeffer, Sämmtliehe Papierversuche. Matthias Kopps, engl. 
Patent Nro. 2481, 1801.
	        
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