DER SOGENANNTE „FREAKE
LIMNER“ (um 1670)
Die frühesten erhalten gebliebenen Zeugnisse
amerikanischer Malerei sind Porträts. Die Na
men der Künstler, aus deren Hand sie stammen,
sind nicht überliefert. Sie wurden „Limner“ ge
nannt; das Wort ist vermutlich von „illuminie
ren“ abgeleitet, worunter man früher das Aus
malen alter Drucke und Manuskripte verstand.
Dieses Zurückgreifen auf einen mittelalterlichen
Handwerksnamen ist bezeichnend dafür, daß
man im Amerika der frühen Siedler den Begriff
des individuellen Künstlers, wie er sich in Europa
seit der Renaissance entwickelt hatte, nicht
kannte und die Maler, die man mit dem Herstel
len von Porträts beauftragte, zu den Kunsthand
werkern zählte. Sie arbeiteten auch tatsächlich
nur im Nebenberuf an solchen Aufträgen und
waren ihres Zeichens Wagen- und Schildermaler,
Anstreicher oder Tischler. — Die Limner des
17. Jahrhunderts waren entweder selbst als aus
gebildete Handwerker in die Neue Welt immi
griert oder höchstens in der zweiten Generation
in Amerika ansässig. Die noch kaum verblaßte
Erinnerung an ihre europäische, vorwiegend
holländische und englische Herkunft ist in ihren
Bildern unverkennbar. Wenn aber viele der
Porträts an niederländische Bildnisse erinnern, so
bezieht sich dies nur auf die äußere Erscheinung
und nicht auf das technische Können, denn es
sind alles Arbeiten ungelernter Maler. Die Farbe
ist flach aufgetragen; die Dargestellten sind steif
und „ehrlich“ abgemalt. Doch werden die tech
nischen Mängel oft durch scharfe Charakterisie
rung und erstaunlichen dekorativen Sinn und
Harmonie der Gesamtkomposition ersetzt.
Zwei Limner aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr
hunderts haben besonders hervorragende Werke
geschaffen. Man kennt sie nur nach dem Namen
von zwei Auftraggebern und bezeichnet den Ma
ler der Mason-Kinder als den „Mason-Limner“,
den Schöpfer der Porträts von Mr. und Mrs.
Freake mit ihrem Baby als den„Freake-Limner“.
Letzterem wird auch das Bildnis des kleinen
Henry Gibbs zugeschrieben.
Lit.: Worcester Museum Bulletin, Oktober 1923.
Nr. 1 Bildnis Henry Gibbs
Öl auf Leinwand — Datiert 1670 — 103X
84 cm — Besitz: Mrs. David M. Giltinan
Nr. 2 UNBEKANNTER MALER (um 1710)
Bildnis des Jonathan Benham
Öl auf Leinwand — 137 X89 1 /« cm — Slg.
Garbisch*
Nr. 3 UNBEKANNTER MALER (um 1710)
Christus und die Emmausjünger
Öl auf Leinwand — 64X77 1 /acm — Slg.
Garbisch*
Nr. 4 UNBEKANNTER MALER (um 1710)
Christus und die Samariterin
Öl auf Leinwand — ölVaXöG cm — Slg.
Garbisch*
Nr. 5 UNBEKANNTER MALER (um 1740)
Bildnis der Susanna Truax in gesticktem
Kleid
Öl auf Leinwand — 92X 70 cm — Slg. Gar
bisch*
Nr. 6 BADGER, JOSEPH (zugeschrieben)
(um 1760)
Bildnis der femima Flucker
Öl auf Leinwand — 143X91 1 /* cm — Slg.
Garbisch*
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