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Nr. 10
Internationale Sammler- Zeitung
Der künstlerische Nachlass Trübners.
Am 4. und 5. Juni wird in Rudolph Lepkes Kunst-
Auktionshaus, Berlin W 35, Potsdamerstraße 122 a/b
Trübners künstlerischer Nachlaß versteigert.
Fig. 1. Trübner, Blondine mit Hut und Pelz.
Der Nachlaß setzt sich aus den Werken des Meisters
selbst, den Bildern aus dem Freundeskreise und den
Gemälden alter Meister des 15. bis 18. Jahrhunderts
zusammen. Die erste Abteilung umfaßt über 150 be
deutende Werke des verstorbenen Künstlers, bei denen
sich zahlreiche lebensgroße Reiterbildnisse von fürst
lichen Persönlichkeiten, sehr viele Herren- und Damen
porträts, weibliche Akte, Pferde- und andere Tier
stücke, Landschaften und Stilleben befinden. Der
größte Teil dieser Arbeiten ist im Trübnerwcrk der
Deutschen Verlagsanstalt abgebildet; im Katalog findet
sich alsdann ein Hinweis auf diesen Band der „Klas
siker der Kunst“. Eine kleine Anzahl Arbeiten von
iVlice Trübner schließt sich in würdiger Weise dem
Werke des Gatten an.
Die zweite Abteilung, Werke aus dem Freundes
kreise, verzeichnet neben hervorragenden Schöpfungen
Wilhelm Leibis, darunter das berühmte Porträt des
Verstorbenen, interessante Arbeiten von Th. Alt,
Bürkel, Lovis Corinth, H. Canon, L. Dill,
A.Feuerbach. G. Jansson, Carl Schuch, Schmidt-
Reutte, J. W. Schirmer, H. Sutter, Hans Thoma,
H. Winterhalter und anderen mehr.
Die dritte Abteilung endlich, die Sammlung alter
Gemälde, beginnt mit einer Anzahl deutscher Arbeiten
des 15. bis 16. Jahrhunderts, wobei die Cranach-
Ivollektion mit sehr feinen und wertvollen Stücken
besonderes Interesse erregen dürfte. Es sind außerdem
Gemälde von A. van Dyck, A. v. Everdingen,
Goubeau, Fr. Hals, J. Jordaens, P. P. Rubens,
D. Teniers, Tintoretto und anderen vor
handen.
Bekanntlich erstreckte sich Trübners Sammel
tätigkeit aber auch auf weite Gebiete des Kunstgewerbes,
das er teils zur Ausschmückung seiner Wohn- und
Atelierräumc verwandte, teilweise aber auch zu Mo
tiven für Gemälde benutzte. So hat er zum Beispiel
verschiedentlich einzelne seiner Gobelins als Hinter
grund für Porträts benutzt. Die große Sammlung
von Samten, Brokaten und orientalischen Stoffen,
die er zusammengebracht hat, entstand ursprünglich
wohl auch aus demselben Verlangen, denn gerade diese
alten Stoffe und Teppiche mit ihren in breiten Flächen
gegeneinander gestimmten Farben sind. TrübnersFarben-
sinn sehr adäquat. Von seiner eigentlichen Antiquäten-
sammlung hat er die Abteilung der Holzskulpturen
und Waffen für seinen Sohn letztwillig geschlossen
zurückbehalten. Nur von den im Übermaß vorhandenen
Möbeln kommt der größte und beste Teil zur Ver
steigerung, vor allem hervorragende Schränke, gotische
Truhen und Sitzmöbel.
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In Abbildungen führen wir vor:
Fig. I. Trübner, Blondine mit Hut und Pelz.
Fig. 2. Trübner, Gemüsestilleben.
Fig. 3. Trübner, Selbstbildnis als Ein jährigfreiwilliger
mit Helm und Kartusche.
Fig. 4. Trübner, Parkmauer hinter dem Stift Neuburg.
Fig. 5. Th. Alt, Leibi als Achilles.
Fig. 2. Trübner, Gemüsestillcben.