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Internatio nale Sammler -Zeitung
Nr. 12
münzen gibt es in antiken Nachahmungen (Kern aus Kupfer,
Überzug von dünnem. Silber, beide wie anzunehmen, gleich
zeitig geprägt). Wie bei den späteren römischen Denaren, muß
aer Münzbetrug vielfach staatlich ausgeübt worden sein. Je
ein Exemplar einer vollwichtigen guthaltigcn und einer geringer
gewichtigen antik gefütterten Silbermünze der beiden make
donischen Könige Philipp II. und Alexander des Großen, die
durch den Redner in Vorlage kamen, boten ein interessantes
Vergleichsmaterial. Es wurde von seiten des ^Majors Schmidt-
Neuhaus noch durch zwei silberne Tetradrachmen, vollwertig
und antik gefälscht, des ersten Ptolcmäerkönigs Ptolemaios
Soter ergänzt.
Schließlich wies der Vortragende noch auf das Inter
esse hin das nach einer Pliniusnotiz schon die Römer
zu ihrer Zeit solchen Münzkuriositäten eatgegengebracht
I haben.
Handzeichnungen von Carl Spitzweg.
Fig. 3.
Carl Spitzweg: Der Kakteenfreund.
Die Kunsthandlung Hugo Helbing in München, führt
uns in ihrem Anzeiger Nr. 32 eine Sammlung Hand Zeichnungen
Carl Spitzwegs vor, die viel des Interessanten bietet und
dem Sammler von der Wahrheit üer.im Geleitworte gegebenen
Skizze über Spitzweg überzeugen wird.
In dieser Skizze heißt es: „Reine Liebe zur Kunst ließ
Spitzweg selbst in den einfachsten Motiven Begehrenswertes
finden, um es mit dem Stifte festzuhaiten. Ob er ein Bauern
mädchen, einen Eremiten, einen Dorfbrunnen, einen Gebirgs
grat, eine Hand oder nur den Faltenwurf einer Gewandung
zeichnete, stets bewies er den künstlerischen Geschmack und
nie gleiche Gewissenhaftigkeit, die wir auch bei seinen Ge
mälden beobachteil. Zu vielen von diesen bildeten die Hand-
zeichnungen die Grundlage; sie lassen uns einen reichen Ein
blick in den Ideengang des Künstlers gewinnen.“
Jeder einzelne Strich zeigt auch in der Tat davon; aus
den verschiedenen Teilstudien sieht man Kompositionen ent
stehen, an Hand deren er dann seine Bilder schuf. Ein innerer,
unbezähmbarer Drang war es, der den Künstler nicht ruhen
ließ; bis er Gedachtes, im Geiste Gesehenes, mit dem Stifte
verwirklicht hatte. Einige bekannteMotive seien hierangeführt:
Der Kakteenfreund, (Auf dem Balkon seines Hauses steht ein
alter Herr mit Brille, mit beiden Händen einen Kaktus haltend,
den er liebevoll betrachtet, siehe Fig. 3), Fiat Justitia, Der
Alchimist, Das Klavierspiel, Serinissimi Ankunft (Fig. 4),
Wäscherinnen am Brunnen, Der Thespiskarren, Die Zollrevi
sion, Der Geologe, Verdächtiger Rauch, Lugaus usw.; sie alle
sind uns keine Fremden, sind wir doch den Gemälden bereits
bei Durchsicht des Professor Dr. Uhd e-Bern aysschen
Spitzweg Werkes begegnet.
Der Umschlag und der Druck des mit mehreren Illustra
tionen versehenen Verzeichnisses über die Spitzweg Hand
zeichnungen sind ganz der Zeit Spitzwegs angepaßt.
Das Verzeichnis ist durch die Firma Hugo Helbing
erhältlich.
Berliner Kriegsporzellane.
Wie alles in der Kunst seine „Geschichte“ hat, so
haben auch die modernen Kriegsporzellane der Berliner
Königlichen Manufaktur, die als originelle, künstlerisch
wertvolle „Kriegsandenken“. allgemeine Wertschätzung
verdienen, eine reiche Vergangenheit, die mit der
Kulturgeschichte Preußens auf das engste verknüpft
ist und ihre großen politischen Ereignisse in einer
ganzen Reihe außerordentlich interessanter Stücke
widerspiegelt.
Auffallend ist es,, daß, wie schon Georg Lenz,
der Chronist der Berliner Manufaktur, im Hohenzollern-
Jahrbuch (1914) festgestellt hat, aus der ganzen
friderizianischcn Zeit nicht eine einzige solche Arbeit
bekannt ist, die auf bestimmte Ereignisse des Sieben-
jährigen Krieges Bezug nimmt. Das ist umso merk
würdiger, als in jener ersten Zeit des Bestehens der
Manufaktur, die bekanntlich eine Schöpfung Fried
richs des Großen ist, die sogenannte „Bataille-
Malerei“ bereits stark in Aufnahme und Gunst war.
Berlin hatte sie von Meißen, Sachsens berühmter
Manufaktur, überkommen und benützte mit Vorliebe
Rügen das sehe Kupferstiche als Vorbdder. Als das