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Volltext: Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches - Wiener Weltausstellung

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Gruppe VI. 
arbeiten und für Einlegsohlen verwendet wurde; seitdem aber der 
Consum von Kalbfellen so enorm gestiegen ist und dieselben dadurch 
immer theurer geworden sind, hat man in dem Rossleder und mit 
Erfolg, theilweisen Ersatz für Kalbleder in der Verwendung für 
Vorder- und Hinterschäfte etc. gefunden. Auch wird Rossleder zu 
lackirten Kutschenverdecken gearbeitet. Die Hauptorte der tabrica- 
tion befinden sich in Norddeutschland, Provinz Hannover, Harburg, 
Hamburg, Schleswig, Holstein, Wölpe bei Nienburg an der Weser, 
Brandenburg, Berlin, Merseburg, Perleberg, Plauen im Voigt- 
lande etc. Auch in Süddeutschland tritt dieser Industriezweig in 
jüngster Zeit mehr und mehr auf. — In den letzten Jahren hat die 
Fabrication von Rossleder und der Export desselben um mehr als 
1 , zugenommen. Das deutsche Fabrikat besitzt alle Hauptanfoide- 
rungen, als Haltbarkeit, Wasserdichtigkeit, Eleganz, und wird von 
keinem fremdländischen Fabrikat dieser Art übertroffen. 
Gefärbte Leder. Die Bereitung von gefärbten, nicht ange 
strichenen und nicht mit Firniss überzogenen Ledern stammt aus 
dem Orient und wurde von da über Nord-Afrika und Spanien über 
andere europäische Länder verbreitet; daher die Namen: Türkisches 
Leder, Maroquin, Saffian, Corduan. Gegenwärtig steht die Be- 
reitung gefärbter Leder im Orient und in Marocco hinsichtlich schöner 
Färbung, Appretur und Ausfertigung weit zurück gegen die deutsche, 
französische, englische und österreichische. Der Orient liefert nur 
2 Farben dauerhaft und schön, roth und gelb, kann aber auch hierin 
nicht mehr mit dem Westen von Europa concurriren und versieht 
deshalb denselben mehr mit gegerbten Fellen, welche dann in Frank 
reich und Deutschland weiter verarbeitet werden. — Der Verbrauch 
von farbigen Ledern, als gefärbten Kalb-, Ziegen- und Schaffellen, 
für Buchbinder, Portefeuille- und Leder-Galanteriewaaren, Schuh 
macher- und Sattlerarbeiten, für Wagenausfütterungen, für Möbel 
und Tapeten etc. etc. hat während der letzten Jahrzehnte ausser 
ordentlich zugenommen und damit ist auch die Fabrication bedeutend 
erweitert worden. Wesentliche Verbesserung hat diese Fabrication 
durch sorgfältige Auswahl der Felle, Schönheit der Farben durch 
Verwendung der Anilinfarben, vollkommenere Appretur etc. erfah 
ren. — Die echten Saffiane werden aus Ziegenfellen und die unechten 
Saffiane, Maroquins, aus Schaffellen dargestellt. ... Gespaltene Schaf 
felle und dünn ausgearbeitete Kalbleder werden für Buchbinder- und 
Portefeuille-Arbeiten verwendet. — Alle diese Leder werden mit 
Sumak gegerbt; Ausnahme hiervon machen theilweise die Fabriken 
in Mühlheim a. Rh., welche auch in Fichten- und Weidenlohe ger 
ben und das sogenante naturellfarben Leder darstellen, welches zum 
grössten Theil exportirt wird. Die rohen Kalb- und Ziegenfelle 
werden grösstentheils aus dem Inlande bezogen; von vorzüglicher 
Qualität sind die sächsischen Ziegenfelle. Schaffelle werden in grossen 
Quantitäten auch aus dem Auslande, theilweise schon gegerbt über 
Marseille oder Aix en Provence bezogen. — Hauptsitze der Fabrica 
tion sind: Mainz, Frankfurt a. M., Berlin, Homburg v. d. H., Bo- 
names, Mühlhausen a. Rh., Strassburg, Lahr im Breisgau, Königsberg, 
Brandenburg. Die Production ist seit den letzten 5 Jahren bedeutend 
gestiegen; es werden über 7 Millionen Ziegen- und Schaffelle jähr-
	        
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