Gruppe XI.
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eine grosse Zukunft haben, weil bei der chemischen Darstellungs
weise die Fasern des Holzes erhalten bleiben und das daraus er
zeugte Papier weit mehr Consistenz besitzt.
Buntpap i erfabri ca ti o n. Hand in Hand mit dem Auf
schwünge der Maschinenpapierfabrication vervollkommnete sich auch
die Kunst, dasselbe zu färben, zu marmoriren, zu glätten, zu drucken
und zu pressen, und hat diese ihren Hauptsitz in Asehaffenburg.
Dort schon seit mehr als 60 Jahren heimisch, beschäftigt sie in dieser
Stadt allein gegen 700 Arb. und liefert für mehr als 2 Milk Mark
Buntpapier, das seinen Absatz nach allen fünf Erdtheilen findet.
Ebenso die Fabrication von
Gold- und Silberpapier, die zuerst in Nürnberg und Fürth
heimisch gewesen, erst seit den Jahren 1840 bis 1850 auch auf die
früher aus Paris bezogenen feineren Sorten ausgedehnt wurde. Die
Hauptfabriken hierin, Leo Hänle in München und Gebrüder Kathan
in Augsburg, liefern jetzt selbst nach Frankreich. Man kann über
haupt sagen, dass dieser Gewerbszweig fast ausschliesslich Bayern
angehört, was übrigens auch daher kommt, dass das Hauptmaterial
dazu, das Blattmetall bekanntlich nur in Bayern fabricirt wird.
P api erw äs c he. Dieser Kunstbetrieb ist, von Amerika und
England herüber nach Deutschland verpflanzt, hauptsächlich durch
die Firma A. und C. Kaufmann in Berlin eingeführt worden. Die
selben fertigen aus Papier Kragen, Chemisetten, Manschetten, welche
die gleichen Putzartikel aus Leinen und Baumwolle ersetzen und
theilweise überflügeln durch saubere und geschmackvolle Ausführung.
Diesen Vorzug erzielen die Genannten sowohl durch die eigenthüm-
liche Herstellung des Rohstoffes, als auch durch die sinnreiche Con-
struction der Hülfsmaschine; sie beschäftigen gegen 500 meist weib
liche Arbeiter, und fertigen täglich 2,000 Gross solcher Papierwäsche,
also 300,000 Stück täglich, die nach allen Ländern Europa’s verkauft
werden.
Albumfabriken. Zu dem Zwecke, photographische Bilder
anzusammeln und aufzubewahren, wurden die Albums zuerst im
Jahre 1860 in Paris hergestellt, und die Kunst alsbald durch die
Herren Lommel und Nacke zu Striegau in Schlesien und durch einige
Berliner Häuser nach Deutschland verpflanzt, wo sie als Industrie
zweig einen hervorragenden Rang im Lederwaarenverbrauche ein
nimmt. Die deutsche Waare wird nicht allein nach allen Ländern
Europa’s, sondern auch über See versandt und insbesondere nach
Nordamerika ist der Absatz in stetem Zunehmen begriffen.
Cartonnage. Dieser Betrieb hat sich bei uns erst seit etwa
fünfzehn Jahren grössere Geltung errungen, während früher die
allgemeine Vorliebe für französischen Geschmack und daher die Bezüge
aus Paris der Entwicklung der einheimischen, zuerst zu Lahr in
Baden angewurzelten Fabrication hindernd im Wege standen. Jetzt
stehen ausser Lahr auch Nürnberg, Berlin, Dresden, Wurzen und
Buchholz miteinander im Wetteifer für die schwierige Aufgabe, all
jährlich neue ansprechende Muster zu liefern. Lahr fertigt haupt
sächlich Apotheker-Schachteln, Nürnberg Massenartikel zur Ausfuhr,
Berlin Phantasie-Artikel für Zuckerwaaren, Dresden Ballgegenstände,
Wurzen meist Nippsachen und Buchholz die Verpackung für C'hoco-