Gruppe I.
No. 7. 5
Das Steinkohlengebirge ist arm an Eisensteinen. Sphärosiderite
treten nur vereinzelt auf. Diese Armuth wird durch den Reichthum
der sich nördlich an das Steinkohlengebirge anschliessenden Trias
formation aufgewogen. Der Muschelkalk führt namentlich bei
Tarnowitz und Beuthen zahlreiche stock- und nesterförmige, unregel
mässige Lager und Kluftausfüllungen von der verschiedensten Aus
dehnung und Mächtigkeit.
Die Erze sind sämmtlich mulmige Brauneisensteine mit wenigen
festen Stufen. Verunreinigt sind sie oft durch Zinkgehalt, mit dessen
Zunahme sie in Galmei übergehen, und durch Bleiglanz. Der sich
nördlich an den Muschelkalk anschliessende, unter jüngeren Bedeckun-
5 en nur hier und da hervortretende Keuper, sowie der braune
ura ist reich an Thoneisensteinen, welche in Knollen und Nieren
Vorkommen, und ein Gleiches gilt von der Tertiärformation, nördlich
und südlich des Steinkohlengebirges.
Während die Muschelkalkerze hauptsächlich das Material für die
Cokshochöfen liefern, geben die Erze des Keupers, des Juras und der
Tertiärformation grösstentheils das Material für Holzkohlen-Hochofen-
betrieb.
In dem Muschelkalkgebiet findet sich auf oder nahe der Grenze
von Kalkstein und Dolomit ein fortlaufendes Lager von silberhaltigem
Bl ei glanz in der Gegend von Tarnowitz, welches auf der dem
Staate gehörigen Friedrichsgrube gewonnen wird. Ausserdem kommt
in Gahneilagern silberreicher Bleiglanz in Putzen und Klumpen vor.
Zinkerz tritt als Galmei ebenfalls im Muschelkalkgebiete des
Beuthener Kreises meist an der Grenze von Dolomit und Sohlen
kalkstein stock- und lagerfönnig auf, theils als reineres kohlensaures
Zinkoxyd (weisser), theils als eisenreicheres Erz (rother Galmei).
Blende kommt nur untergeordnet, z. B. bei Imielin, vor.
Die jetzt so grossartige Industrie dieses Bezirks war bei der
Inbesitznahme der Provinz durch Preussen kaum in den ersten An
fängen vorhanden. 1780 war weder eine Steinkohlengrube in Betrieb,
noch wurde Bleierz gefördert. Nur Galmei fand zur Messingfabri-
cation eine geringe Verwendung. Die Eisenindustrie beschränkte
sich auf circa 36 Holzkohlenhochöfen und 20 Luppenfeuer.
Des nachmaligen Ministers Reden Verdienst war es, Friedrich
den Grossen auf die Mineralschätze Schlesiens aufmerksam zu machen
und den Grund zur Entwicklung der Bergwerks- und Hütten-In-
dustrie zu legen. 1784 wurde der Tarnowitzer Bleierz-Bergbau wie
der aufgenonnnen, 1786 wurde die Blei- und Silberhütte bei Tarno
witz gebaut, 1788 kam die erste aus England bezogene Dampf
maschine in Gang, 1791 wurde die Steinkohlengrube König eröffnet,
bald darauf Königin - Louise bei Zabrze. 1796 wurde der von dem
Bau-Inspector Wedding erbaute Cokshochofen zu Gleiwitz, der ej'ste
des ganzen Continents von Europa angeblasen und 1797—98
entstand die mit Cupol- und Flammöfen versehene Giesserei daselbst.
1802 kamen zwei Cokshochöfen zu Königshütte in Betrieb. Alles
dies waren Staatsbauten. Die Privaten folgten allmälig dem Bei
spiele des Fiscus nach und 1805 wurde der erste Privat-Cokshochofen
zu Hohenlohütte errichtet, bald darauf die Antonienhütte.