Gruppe XIV
Wissenschaftliche Instrumente.
Die wissenschaftlichen Instrumente sind mit den
Wissenschaften, namentlich den realen, Mathematik, Astronomie,
Physik, Chemie, Mechanik u. s. w. auf das Engste verbunden, die
Entwickelung beider schreitet Hand in Hand immer gleichmässig vor
wärts. Während die Wissenschaft sich in geistigen Regionen be
wegt, sind die Instrumente Kunstproducte, ihre Darsteller Künstler,
die eine wissenschaftliche Bildung besitzen müssen, wenn ihre Werke
nicht in handwerksmässige Erzeugnisse herabsinken sollen.
Unter mathematischen Instrumenten versteht man solche, welche
zu Messungen benutzt werden; sie sind, je nachdem diese Messungen
sich auf unseren Erdkörper oder auf Forschungen im Weltall be
ziehen , geodätische oder astronomische Instrumente; z. B. Theodolit,
Nivellir-Instrument, Planimeter — Meridiankreis, Passage - Instru
ment, Aequatorial. Zu physikalischen und chemischen Untersuchungen
und deren Anwendung im Leben gebraucht man physikalische und
chemische Instrumente; z. B. Luftpumpe, Electrisirmaschine, Fern
rohr — Waage, Destillirapparat, Löthrohr. Eine strenge Scheidung
dieser Instrumente nach ihrem wissenschaftlichen Gebrauche lässt
sich jedoch nicht immer durchführen, indem mathematische Instru
mente und Apparate zu physikalischen und chemischen Zwecken und
umgekehrt angewendet werden. So benutzt der Astronom und
Geodät physikalische Apparate, z. B. den electrischen Telegraphen
zu Längen-, den Pendelapparat zu Breitenbestimmungen. Die Luft
pumpe, ein physikalisches Instrument, bedarf der Chemiker, den
Goniometer, ein mathematisches Instrument, der Physiker; der
Spectralapparat wird in der Astronomie, Physik und Chemie ver
wendet u. s. w.
Die Anfertigung der Instrumente der Gruppe 14 Sect. 1. war in
Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert nur sehr gering, an wenige
Orte, z. B. Nürnberg, gebunden, beschränkte sich auf die einfachsten
Gegenstände und wurde öfters von andern Metallarbeitern. z. B.
Uhrmachern, als. Nebenbeschäftigung betrieben. Die in Deutschland
vorzugsweise zu astronomischem Gebrauche benutzten ersten Instru
mente kamen aus England, waren meist unbeholfen, und suchte man
den Mangel an Präcision durch Grösse zu ersetzen. Der Engländer
Ramsden (geh. 1735, f 1800) baute die erste grosse Kreistheil-
maschine. Die Optik wurde zuerst in Holland cultivirt, aber seit
Dollond (geb. 1700, j- 1761), dem Erfinder der achromatischen Fern
röhre, in England zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ge-