Gruppe XIV.
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steigert. Mit den Fortschritten in den Wissenschaften und der
Technik gelangten die wissenschaftlichen Instrumente auch in Deutsch
land immer mehr zur Geltung und man fühlte das Bedürfhiss eigener
Production, zuerst an den Sitzen der Künste und Wissenschaften,
den Haupt- und Universitätsstädten. Die älteste noch bestehende
derartige Kunstwerkstätte ist die rühmlichst bekannte, von C. Breit
haupt in Cassel 1736 gegründete; aus ihr ging unter anderem ein
grosser Mauerquadrant und die erste grössere Kreistheilmaschine
(begonnen 1803), sowie die grösste Längentheilmaschine mit kurzer
Schraube hervor. Gleichzeitig wirkte Brander (geb. 1713) in Augs
burg, jedoch mehr in kleineren Instrumenten. Später wurden in
München durch Fraunhofer (1787—1826) die optischen Instrumente
zu einer bis dahin noch nicht gekannten Vollkommenheit gebracht
und von seinem Nachfolger G. Merz (1793—1867), gegenwärtig von
dessen Sohn Sigmund Merz würdig auf diesem Felde fortgebaut;
Reichenbach (1772—1826) gründete daselbst 1821 grossartige tech
nische Etablissements, nachdem er schon seit 1804 astronomische In
strumente und eine grosse Kreistheilmaschine gebaut; er und sein
Nachfolger T. Ertel & Sohn vervollkommneten die mathematischen,
astronomischen und physikalischen Instrumente. Steinheil (Vater und
Sohn), ebenfalls in München, ist bekannt durch seine Forschungen
und Erfindungen in fast allen Zweigen der realen Wissenschaften.
Optik, Telegraphie, telegraphische Uhren, Apparat zur Bestimmung
absoluter Längen etc. Gleichzeitig mit Reichenbach baute Repsold
(1771—1830) in Hamburg vorzugsweise astronomische Instrumente ;
die meisten Verbesserungen an diesen in den letzten Jahrzehnten
sind fast alle von ihm, seine weitbekannte und renommirte Werk-
stätte besteht noch. Einige Jahre später gründete in Berlin Pistor
(gegenwärtig unter der Firma Pistor und Martins) sein allbekanntes
Institut, namentlich für astronomische Instrumente, Martins erfand
den nach ihm benannten Reflexionskreis, Oertling baute eine grosse
selbstregistrirende Kreistheilmaschine. Ausser den genannten hat
Berlin jetzt noch viele anerkannte Etablissements, namentlich in
Spezialitäten der wissenschaftlichen Instrumente und Apparate, welche
diese Stadt zu einem Hauptsitze der Mechanik machen. Das daselbst
1847 gegründete Telegraphenbaugeschäft von Siemens und Halske ist
das grösste derartige Geschäft des In- und Auslandes, seine Apparate
gehen in die ganze Welt. Dieser Industriezweig, die electrische
Telegraphie, muss besonders hervorgehoben werden, da ihn Deutsch
land zuerst und vorzugsweise gepflegt hat. Ausser den bereits ge
nannten Städten sind noch folgende als Sitze von Werkstätten
mathematischer, physikalischer etc. Instrumente und Apparate auf
zuführen: Aachen (Telegraphenapparat), Bielefeld (chemische Appa
rate), Bonn (Lehrmittel für Mechanik und Physik), Breslau (math.
und phys. Instr.), Brieg (Maasse und Gewichte, Isolatoren für Tele
graphen), Darmstadt (Lehrmittel etc.), Frankfurt a. M. (Optik),
Giessen (Physik und Chemie, Luftpumpen als Spezialität), Güttingen
(mathematisch-physikalische Instrumente, Lehrmittel), Gotha (math.
physik. Instr.), Halle (mechan. und optische Instr.), Inna (Optik),
Karlsruhe (geodätische Instr. etc., Telegraphenapparate), Cöln (Chemie),
Königsberg i. Pr. (geodätische Instrumente), Leipzig (mathematische,
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