MAK

Volltext: Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches - Wiener Weltausstellung

Gruppe XIV. 
499 
steigert. Mit den Fortschritten in den Wissenschaften und der 
Technik gelangten die wissenschaftlichen Instrumente auch in Deutsch 
land immer mehr zur Geltung und man fühlte das Bedürfhiss eigener 
Production, zuerst an den Sitzen der Künste und Wissenschaften, 
den Haupt- und Universitätsstädten. Die älteste noch bestehende 
derartige Kunstwerkstätte ist die rühmlichst bekannte, von C. Breit 
haupt in Cassel 1736 gegründete; aus ihr ging unter anderem ein 
grosser Mauerquadrant und die erste grössere Kreistheilmaschine 
(begonnen 1803), sowie die grösste Längentheilmaschine mit kurzer 
Schraube hervor. Gleichzeitig wirkte Brander (geb. 1713) in Augs 
burg, jedoch mehr in kleineren Instrumenten. Später wurden in 
München durch Fraunhofer (1787—1826) die optischen Instrumente 
zu einer bis dahin noch nicht gekannten Vollkommenheit gebracht 
und von seinem Nachfolger G. Merz (1793—1867), gegenwärtig von 
dessen Sohn Sigmund Merz würdig auf diesem Felde fortgebaut; 
Reichenbach (1772—1826) gründete daselbst 1821 grossartige tech 
nische Etablissements, nachdem er schon seit 1804 astronomische In 
strumente und eine grosse Kreistheilmaschine gebaut; er und sein 
Nachfolger T. Ertel & Sohn vervollkommneten die mathematischen, 
astronomischen und physikalischen Instrumente. Steinheil (Vater und 
Sohn), ebenfalls in München, ist bekannt durch seine Forschungen 
und Erfindungen in fast allen Zweigen der realen Wissenschaften. 
Optik, Telegraphie, telegraphische Uhren, Apparat zur Bestimmung 
absoluter Längen etc. Gleichzeitig mit Reichenbach baute Repsold 
(1771—1830) in Hamburg vorzugsweise astronomische Instrumente ; 
die meisten Verbesserungen an diesen in den letzten Jahrzehnten 
sind fast alle von ihm, seine weitbekannte und renommirte Werk- 
stätte besteht noch. Einige Jahre später gründete in Berlin Pistor 
(gegenwärtig unter der Firma Pistor und Martins) sein allbekanntes 
Institut, namentlich für astronomische Instrumente, Martins erfand 
den nach ihm benannten Reflexionskreis, Oertling baute eine grosse 
selbstregistrirende Kreistheilmaschine. Ausser den genannten hat 
Berlin jetzt noch viele anerkannte Etablissements, namentlich in 
Spezialitäten der wissenschaftlichen Instrumente und Apparate, welche 
diese Stadt zu einem Hauptsitze der Mechanik machen. Das daselbst 
1847 gegründete Telegraphenbaugeschäft von Siemens und Halske ist 
das grösste derartige Geschäft des In- und Auslandes, seine Apparate 
gehen in die ganze Welt. Dieser Industriezweig, die electrische 
Telegraphie, muss besonders hervorgehoben werden, da ihn Deutsch 
land zuerst und vorzugsweise gepflegt hat. Ausser den bereits ge 
nannten Städten sind noch folgende als Sitze von Werkstätten 
mathematischer, physikalischer etc. Instrumente und Apparate auf 
zuführen: Aachen (Telegraphenapparat), Bielefeld (chemische Appa 
rate), Bonn (Lehrmittel für Mechanik und Physik), Breslau (math. 
und phys. Instr.), Brieg (Maasse und Gewichte, Isolatoren für Tele 
graphen), Darmstadt (Lehrmittel etc.), Frankfurt a. M. (Optik), 
Giessen (Physik und Chemie, Luftpumpen als Spezialität), Güttingen 
(mathematisch-physikalische Instrumente, Lehrmittel), Gotha (math. 
physik. Instr.), Halle (mechan. und optische Instr.), Inna (Optik), 
Karlsruhe (geodätische Instr. etc., Telegraphenapparate), Cöln (Chemie), 
Königsberg i. Pr. (geodätische Instrumente), Leipzig (mathematische, 
32*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.