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wickeln. In Preussen sind nunmehr 88 Schullehr er-Seininari en, in
Sachsen 13, in Anhalt 3, in Bayern 11, in Württemberg 3, in Baden
3, zusammen im Deutschen Reich 143 in Wirksamkeit. Aber man
empfindet namentlich in Preussen das Bedürfniss, diese Anstalten zu
■\ ermehren, zu verbessern; die Präparanden-Anstalten besser zu orga-
nisiren, die Lehrerbildung zu heben. Auch den Bildungsanstalten
für Lehrerinnen hat man seit 1832 regere Aufmerksamkeit geschenkt,
und wird diesem Zweck jetzt bereits durch besondere Seminarien
oder wenigstens durch besondere Einrichtungen bei höheren Töchter
schulen in ganz Deutschland entsprochen.
Eie Za ™ der Elementarschulen im Deutschen Reich wird auf
60,000 angegeben, in denen etwu 6 Millionen Schüler unterrichtet
werden. Zur systematischen Unterweisung im Turnen existiren in
mehreren deutschen Staaten Central - Turnanstalten. Der Taub
stummen und Blinden hat man sich seit Ende des vorigen Jahrhun
derts angenommen. In Preussen existiren 35 Taubstummen-Lehr
anstalten, 14 Blinden-Lehranstalten; sie fehlen jetzt in keinem
deutschen Staat.
Der Unterricht der frühesten Jugend, ehe sie der Elementar
schule zugeführt wird, hat namentlich durch das Bedürfniss der
arbeitenden Klassen, ihre Kinder nicht ohne Aufsicht zu lassen,
weite Ausbreitung in ganz Deutschland gefunden ; die Fröbersche
Methode, eine wichtige Neuerung auf diesem Gebiete, findet mehr
und mehr Eingang in grösseren Städten, wo sich Vereine gebildet
haben, um Lehrerinnen darin unterweisen zu lassen.
Der Fortbildungsunterricht nach durchlaufener Schulzeit wird
a ielfach in Deutschland angestrebt und wird namentlich von der
Handwerkerjugend benutzt; doch ist hier noch viel zu thun. Auf
hoher Stufe steht in dieser Beziehung jetzt schon -Württemberg.
Auf kunstgewerbliche Ausbildung ist man in Preussen erst seit
wenigen Jahren, besonders an wichtigen Industriecentren mehr be
dacht, nachdem man am Rhein und in Bayern vorangegangen war.
Werfen wir von der Basis der Pyramide noch einen Blick nach
der Spitze, so haben in den letzten Decennien die realistischen und
gewerblichen Bedürfnisse, deren grossen Einfluss wir im Vorigen
sahen, auch Institute hervorgerufen, w r elche der landwirtschaft
lichen und gewerblichen Vorbildung Einheit und Vollkommenheit
geben sollen nach Art der Universitätsbildung. Die deutschen poly
technischen Schulen streben mehr und mehr den Character vollstän
diger Hochschulen an, welche die fachliche Spezialbildung aus der
allgemeinen Bildung zu entwickeln suchen. Die höheren landwirt
schaftlichen Lehranstalten verbinden sich mehr und mehr mit den
Universitäten; so in Berlin, Halle, Göttingen, Königsberg, Heidel-
berg, Giessen, Jena, Leipzig und nur 3 bestehen in Preussen noch
für sich.: Eldena, Proskau und Poppelsdorf. Aus dem übrigen
Deutschland seien noch genannt Hohenheim, Weihenstephan, München
und Braunschweig.