Aber schon lag die Entscheidung des ganzen Krieges nicht mehr in Deutschland,
sondern in Italien, wo sich das sonst so launenhafte Glück mit seltener Beständigkeit an
die Fahnen des jungen Corsen Bonaparte knüpfte, der den König von Sardinien sowie
die kleineren Fürsten zum Frieden zwang und nach dem Siege bei Lodi in Mailand einzog.
Aus allen den Schlachten um den Besitz des vielumstrittenen Mantua erhob sich sein Name
wie ein Komet, der, unberechenbar in seinen Bahnen und nnheildrohend, die Blicke der
Völker in banger Scheu und fast abergläubischer Bewunderung auf sich lenkte. Mantua
ging verloren, trotz der wiederholten Entsatzversuche Alvinczys und der Ausdauer, mit
welcher der Commandant Wurmser, eines antiken Heroen würdig, gegen Seuche, Hunger
und Schicksal kämpfte. Erzherzog Karl, welcher nunmehr in Italien die Führung über
nahm, fand nur noch Trümmer des österreichischen Heeres vor, so daß ihm nichts übrig
blieb, als sich mit den entmnthigten Truppen zurückzuziehen, worauf ihm Bonaparte bis
nach Klagenfurt folgte, anscheinend um auf Wien loszugehen.
In Wirklichkeit lag dies nicht mehr in seiner Absicht. Durch die vorausgegangenen
Siege Karls in Deutschland war der ursprüngliche Plan Bonapartes, sich mit Jourdan
und Moreau zu vereinigen, doch vereitelt worden. Er selbst hatte sich von seinen Hilfs
quellen immer mehr entfernt und stand mit einem verhältnißmäßig geringen Heere mitten
in den Alpen zwischen dem Tiroler Landsturm und der in der Errichtung befindlichen
ungarisch-kroatischen Jnsurrection, im Rücken durch den Aufstand der Venetianer bedroht,
während zugleich auch die anfangs zaghafte Hauptstadt des Reiches sich mit einem Male
in ein gewaltiges Kriegslager verwandelte und der vertrauensvolle Aufruf des Monarchen
an sein Volk eine Begeisterung hervorrief, die in der unvergleichlichen Hymne: „Gott
erhalte Franz den Kaiser" ihren verklärten Ausdruck fand. Darum mahnte auch Thugut
zur Ausdauer und zur Fortsetzung des Kampfes, dessen Ausgang zu einer Katastrophe für
den Feind sich gestalten konnte. Aber Bonaparte war nicht gesonnen, es bis zum Äußersten
kommen zu lassen, während auch am Wiener Hofe, der sich in Deutschland und Europa
vereinsamt fühlte, die Friedenspartei über Thugut den Sieg davontrug. Daher blieb denn
auch der Friede athmende Brief, den Bonaparte in schlauer Berechnung an Erzherzog
Karl richtete, nicht wirkungslos. Dem Waffenstillstände von Leoben folgte der Frieden
von Campo Formio, der Österreich den Besitz Belgiens, das an Frankreich fiel, und der
Lombardie, die fortan einen Bestandtheil der cisalpinischen Republik bildete, kostete und
demselben als Entschädigung Istrien und Dalmatien sowie die venetianische Torrn lerrnn
bis zur Etsch zugestand. Ein unglücklicher Friede, von welchem Thugut bemerkte: „Friede,
Friede! Aber wo ist er? Ich sehe ihn auch in diesem Vertrage noch nicht gesichert."
Speciell für die Entwickelung Österreichs in der nächsten Zeit bezeichnte der Friede
von Campo Formio einen beklagenswertsten Wendepunkt. Denn dadurch, daß Belgien