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Nr. 3
Internationale Sammler-Zeiung
öffentlichten. Es heißt da: „Der Schluß dieses ereignisreichen
Jahres läßt Gedanken aufkommen, die ganz neuartig sind.
Noch nie, soweit selbst die sprichwörtlich gewordenen „ältesten
Leute“ unter den Künstlern, Sammlern und Händlern sich
erinnern können, hat ein Jahr einen so völligen Umschwung
in allem, was die Kunst betrilft, gebracht, wie das eben abge-
laufcne. Trotz der Tatsache, daß Kunst ein Luxus ist und daß
der Künstler und Händler, letzterer ganz besonders, von den
Veränderungen, die sich im wirtschaftlichen Leben vollziehen,
abhängig ist, ist doch, wenigstens in Europa, in den letzten
Jahren für Kunstdinge auch in schweren finaziellen Zeiten stets
nicht nur Interesse, sondern auch Absatz zu verzeichnen gewe
sen; das läßt sich durch zwei Jahrhunderte deutlich nach weisen.
Es bedurfte schon katastrophaler Ereignisse, wie sie jetzt ein
getreten sind, um den lang gehegten Glauben zu erschüttern,
daß ein Verlangen nach Kunst vorhanden ist, auch wenn.Könige
und Throne untergehen. Die Paralyse (man kann es kaum
anders bezeichnen), die die ganze Welt in den ersten August
tagen beherrschte, und von der sich der Kunsthandel nun lang
sam erholt, kam so plötzlich und unerwartet, daß es schwer hält,
schon jetzt völlig darüber klar zu werden. Aber allmählich
dringen doch auch wieder andere Ansichten durch bei allen
denen, deren Lebenshaltung vom Kunstmarkt abhängt und man
beginnt endlich wieder einzusehen, daß eines Tages doch auch
die Kunst wieder ihr volles Recht verlangen wird, und
daß, wenn einst der große Kampf beendet sein wird, alle die
im Vorteil sein werden, die durch gehalten haben, vor allem
die Händler, die ihr Geschäft offen hielten, die Künstler, die
mutig weiter geschaffen haben, und nicht zuletzt die Samm
ler, die ihre Schätze nicht voreilig und sinnlos geopfert haben,
um sie für jeden Preis in bares Geld umzusetzen : ihnen allen
wird später die reife Frucht in den Schoß fallen!
Denn: wirkliche Kunstwerke, sowohl die alten, wie die der
lebenden Meister, worden nicht sinken, nein, sic werden ganz
bedeutend nach demKriege im Werte steigen. Für
Rembrandt, Raffael und Rubens (um nur ein paar der
ganz Großen zu nennen) wird man nicht weniger,
sondern in den kommenden Tagen noch viel mehr bezahlen,
und auch die lebenden Künstler von wirklicher Bedeutung
werden in Zukunft einen viel besseren Markt finden als vorher.
Viel schneller als man jetzt für möglich hält, wird die Menschheit
mit dem kommenden Frieden von all den Schrecken genesen,
die aer Krieg mit sich gebracht hat. Und gerade für den Kunst
markt wird dann als eine Folge des Verlangens nach allem
Schönen und Guten eine jetzt noch ungeahnte Neubelebung
eintreten.
Ausstellungen.
Berlin. Kunsthandlung Viktor Rheins. Unter den Linden
Nr. 71. Herbstausstellung.
— Galerie Eduard Schulte. Bilder von Prof. Hans
v. Haydek-Dachau, Prof. Heinrich Reifferscheid, Prof. Heinrich
v. Zügel u. a.
Dresden. Brüh Ische Terrasse. Ausstellung Dresdener
Künstler.
Leipzig. Galerie del Vecchio. Werke von Stuck, Thoma,
Stadler, Liebermann, A. Possin, Roegge, Hengeler u. a.
Wien. M ilitärkasi no, I., Schwarzenberg-Platz. Aus
stellung „Unser Kaiser“.
Auktionen.
5. Februar. Wien. Dorotheum. Ältere Arbeiten des
österreichischen, insbesondere Wiener Kunstgewerb's, Öl
gemälde, Aquarelle, Stiche und Kunstmobiliar.
9. Februar. Berlin.Rudolf Lepke. Gemälde neuerer Meister.
Nachlaß Professor K. Frenzei (III. Abteilung) u. a.
10. und 11. Februar. Berlin. Rudolf Lepke. Bibliothek.
Nachlaß Professor K. Frenzei, Baumeister P. Hentscliel
(II. Abteilung) und Beiträge aus anderem Besitze.
19. und 20. Februar. Berlin. Max Perl. Kupferstiche,
Radierungen, Schabkunstblätter, Lithographien usw., von
Künstlern des 15. bis 19. Jahrhunderts.
23. und 25. Februar. Berlin. Rudolf Lepke. Gemälde des
16. bis 18. Jahrhunderts der niederländischen, deutschen und
italieniscüen Schule, Farbendrucke und Kupferstiche des
18. Jahrhunderts.
Februar. New-York. American Art Association
Kunstsammlung des verstorbenen Sclrabod T. Williams,
umfassend Bilder der Barbinzonschule, moderne Holländer und
Amerikaner, griechische Vasen,Bronzen, Terrakotten, venezia
nische Gläser usw.
Wien. Dorotheum. In Vorbereitung der Nachlaß des
Direktors der Land er bank Eduard Palmer.
Literatur.
* Peter Halm von Georg Jakob Wolf. Die Kunst für
Alle. XXX. Jahrg., 7./8. Heft. Jänner 1915.
* Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Denkmal
pflege. Band XIII, Nr. 9/10. Wien 1914. Kunstverlag Anton
Schroll & Co. Aus dem Inhalt: Das Fortleben der Gotik durch
die Neuzeit von Dr. Hans Tietze. — Die heilige Dreifaltigkeits
kirche in Biharowitz (Mähren) von Dr. Anton Matöjecek.
— Romanische Fresken in der Ruine Gars am Kamp (Nieder
österreich). Eine Denkmalpflegefrage von Dr. W. S. Za-
zoziecki. ■—• Neue Funde am Dürrenberg bei Hallein von In
genieur Martin Hell (Salzburg) u, a.
Neue Kataloge.
* Josef Baer & Co., Frankfurt a. M. Antiquariatskatalog
633. Botanik, Obst- und Gartenbau. Gartenarchitektur, ent
haltend u. a. die Bibliothek des verstorbenen Herrn Stadt
gartendirektors G r u b e in Aachen (2977 Nummern mit Preisen).
* Rudolph Lepke, Berlin, Aukt.-Kat. 1723. Bibliothek
aus dem Nachlaß der Herren Prof. Karl Frenzcl, Berlin
(Th. II), Baumeister Paul Hentschel, Berlin (Th. II) und
Beiträge aus anderem Privatbesitz (791 Nummern). — Der
selbe. Aukt.-Kat. 1722, Gemälde neuerer Meister. Nachlaß
Prof. Karl Frenzei, Berlin, Karl Blech er-Sammlung
usw. (202 Nummern).
Briefkasten.
Kupferstich. Die Kupferstichsammlung Corsini umfaßt
124.000 Stiche und 18.000 Farbenskizzen. Die Pinakothek
Corsini wurde mit anderen, Sciarra, Torlonia und Monte di
Pieta, zu einer großen Nationalgalerie im Akademiepalast
verengt.
Lampions. Daß Lampions schon vor 1550 bekannt waren,
geht daraus hervor, daß Georg Agricola in seinem Werke de re
metallica, das um 1550 erschien, solche vergleichsweise anführt.
~ Eine Sammlung von Lampions existiert wohl n ; cht.
L. N. Das Blatt erzielte 120 Mark.
Baron L. Das prachtvolle geschnitzte Holzwerk im Palais
Mdier v. Aichholz ist von Franz Schönthaler.
Sandor B. Im Dorotheum landen auch im Dezember und
Jänner Auktionen statt.
M, v. W. Der Künstler steht im Felde,