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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Ich begnüge mich deshalb einige Sätze anzuführen, welche auch für die 
Behandlung und Beurtheilung der Weine wichtig sind. (Vergl. auch 
den Aufsatz: Spiritusfabrikation von Dr. Max Märcker. Abschnitt 
Alkoholgährung. Bd. II, S. 211 dieses Berichts.) 
Die Gährung wird durch die Hefezellen bedingt und steht mit dem 
Leben derselben in engstem Zusammenhang. Bei dieser Gährung ent 
steht nach Pasteur ausser Weingeist und Kohlensäure immer eine ge 
wisse Menge Glycerin, Bernsteinsäure und Essigsäure. Die Menge der 
beiden ersteren steht immer annähernd in einem gewissen Verhältnis 
zum vergoltenen Zucker und zwar wurden von 100 Thln. des letzteren 
2-5 bis 3-6 Thle.Glycerin und 0'4 bis 07 Thle. Bernsteinsäure erhalten; 
langsam verlaufende Gährung scheint indess das Entstehen dieser bei 
den Körper bis auf einen gewissen Grad zu begünstigen. 
Da Glycerin und Bernsteinsäure offenbar auch aus Zucker entste 
hen, so kann selbstverständlich aus einer gegebenen Menge Zucker nicht 
so viel Weingeist entstehen, als nach der früheren Annahme, dass der 
Zucker geradezu in Weingeist und Kohlensäure zerfalle, berechnet wurde. 
Nach den Versuchen von Pasteur entstehen aus 100 Thln. Trauben 
zucker nur etwa 48'3 Thle. Weingeist und 46'4 Thle. Kohlensäure. 
Bei Rohrzucker, der 5 p. C. ärmer ist an Wasser, wird man also etwa 
50 - 5 p. C. Weingeist erhalten. 
Die eingehendsten botanischen Untersuchungen über Gährungshefe 
verdanken wir Re es 1 ). Derselbe unterscheidet Saccharomyces cervisiae, 
Bierhefe, Ober- und Unterhefe, und 8. ellipsoideus, S. apiculatus, S. Pa- 
storiams, S. conglomeratus, und 8. exiguus. Diese verschiedenen Hefe 
sorten kommen in gährendem Wein vor, am verbreitetsten ist 8. ellip 
soideus. Nach Rees ist an der Gährung des Rothweins wahrscheinlich 
noch ein anderer Pilz betheiligt, der von anderer Seite S. Beesii ge 
nannt wurde. Ob und wie weit die Verschiedenheit der Hefepilze Ein 
fluss auf die Eigenschaften, besonders auf den eigenen Geschmack der 
einzelnen Weinsorten (auf die sogenannte Gähre) hat, ist noch nicht 
festgestellt. 
Da die Gährung an das Leben der Hefezelle gebunden ist und jedes 
Leben einen gewissen Verbrauch von Nahrungsstoffen voraussetzt, so 
ist klar, dass die Intensität und die Dauer der Gährung davon abhängig 
sein muss, ob jene Stoffe vorhanden sind, welche der Hefe als Nahrung 
dienen können. Die eingehendste Untersuchung über die Frage, welche 
Stoffe zur Ernährung der Hefe nöthig sind, hat Dr. A. Mayer 1 ) aus- 
gefulirt. Hiernach sind als Aschenbestandtheile Phosphorsäure, Kali 
und Magnesia sicher nöthig. Calcium ist wahrscheinlich, Kieselerde, 
b Rees, Botanische Untersuchungen 
Leipzig 1870 u. Ann. d. Oenol. II, a. e. O. 
rungschem. 106 u. f. 
über die Alkoholgährungspilze. 
2 ) Mayer, Lehrbuch d. Gäh-
	        
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