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Muselmänner anderer Länder abweichen. Der europäischen
Eroberung gelang es nur wenig sie zu verändern.
Die Civilisation, deren Herd Java war, hat sich über
das Littoral der grossen Inselu im Archipel verbreitet. Dank
den Malaien, wurden bald auf friedlichem Wege, bald mit den
\\ affen in der Hand, unter den einheimischen Bewohnern der
Küste, auf den Molukken, Sumatra, Borneo zahlreiche und
blühende Etablissements geschaffen, während nachher Portugiesen
und Holländer Fürsten und Völker zu gleicher Zeit unterwarfen.
Ausser Java und den Molukken, wo die europäische
Verwaltung nichts Anderes zu thun hatte, als Vorurtheile zu
zerstören, nimmt die Civilisation iu dem Masse ab, als man
in das Innere dringt. Im Innern von Sumatra existiren noch
\ ölkeischäften im fortdauernden Zustand des Räuberthuins. Mehrere
beinahe unnahbare Inseln dienen den Piraten als Zuflucht,
welche trotz der Verfolgung, der sie ausgesetzt sind, dar
auf bestehen, ihr gefährliches Gewerbe fortzusetzen. In Neu-
Uuinea erheben sich die Eingeborenen kaum über den Zustand
der Wildheit, und gewisse Stämme sind noch immer Anthro-
pophagen.
Man kann nichtsdestoweniger behaupten, dass zur Zeit
die grosse Majorität der Bewohner des indischen Archipels sich
der Wohltaten einer gewissen Civilisation erfreuen. Die Skla
verei ist aufgehoben. Die Regierung unterdrückt das persönliche
Dienen für Schulden, ein Gebrauch der in den Sitten des
Landes war, ebenso wie gewisse Gerichtsgepflogenheiten, welche
das Reich der Barbarei überlebt haben.
Die traditionelle Politik der Herrscher trug viel zur grossen
Toleranz bei, eben so wie zur Art der Verwaltung, welche die
Indianer adoptirt haben. In Java liess man die ruraldemokra
tische Verfassung eingeführt (dessa bestuur), welche dem Land
manne so theuer ist, welcher schliesslich nur dem Chef gehorcht,
den er selbst gewählt und welchen er absetzen kann, wenn er
die Gemeinde vernachlässigt. Die Eigenliebe der Einheimischen
ist ausserdem noch geschmeichelt durch die Existenz einer ge
wissen nominellen Aristokratie, w r elche durch die Kreisvorsteher
dargestellt wird, eine Function, auf welcher jeder gebildete
Japanese hoffen darf und durch die Regenten eine Art von
einheimischen Unterpräfecten, welche gewöhnlich von der euro
päischen Autorität aus den ersten Fam ilien des Landes gewählt