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Der Gemeinderath überlässt die znm Unterricht nöthigen Localitäten
unentgeltlich. Im Jahre 1870 wurden dieselben vergrössert, und es steht
eine weitere Vergrösserung der Localitäten und eine bedeutende Vermeh
rung der Webstühle in nächster Aussicht.
Gegenwärtig verfügt die Schule über 5 Stipendien ä 100 fl. für unbe
mittelte Schüler, wovon 2 vom Gemeinderathe und 3 von der Genossenschaft
der bürgerlichen Seidenzeugfabrikanten gestiftet wurden.
Die Schule stellt sich zur Aufgabe, junge Männer in allen Zweigen der
Weberei, sowie im Dessinzeichnen vollständig auszubilden, so dass dieselben
nach ihrem Austritte sich entweder als Fabrikanten etabliren, oder als
Geschäftsleiter, Werkmeister und Musterzeichner ihr Fortkommen finden
können.
Der Lehrgang für Weberei theilt sich in zwei Curse.
Der erste Curs umfasst die ganze Trittweberei für glatte, gestreifte,
und quadrillirte Stoffe, in Seide, Leinen, Baum- und Schafwolle, dann der
Doppelstoffe, Sammte und Dünntuche, nebst Analysirung der Stoffe, Angabe
der Dispositionen, Vorrichtungsweise und Appretur derselben; dann die
Materialkenntniss, Vorcalculation und das praktische Weben.
Im zweiten Curse wird die Jacquard-Weberei in ihrem ganzen Umfange
gelehrt, sie umfasst alle fagonnirten Stoffe, wie: Brillantine, Piquets, faconnirte
Atlasse, Lampas, Doppelstoffe, Teppiche, Sammt, Dünntuch, Band etc.,
deren Analysirung und Anfertigung der bezüglichen Dispositionen, das
Zeichnen der dazu gehörigen Dessins (Patrone) nebst Erklärung und Vor
weisung aller bei diesen Stoffen angewendeten Maschinen und der prakti
schen Handgriffe beim Vorrichten und Weben derselben, und die Erklärung
der mechanischen Stühle.
Der Unterricht wird für Wochenschüler in der Weberei am Montag,
Mittwoch, Freitag von 8 bis 12 Uhr Vormittags; für Freihandzeichnen und
Skizzenmalen in der mit der Webschule verbundenen Manufactur-Zeichen-
scliule am Dienstag, Donnerstag und Samstag Vormittag von 8 bis 12 Uhr
ertheilt, so dass es jedem Schüler möglich ist, Weberei und Zeichnen
zugleich oder nur eines von beiden zu lernen. Für Gehilfen und Lehrlinge
findet der Unterricht in der Weberei Sonntags Vormittag von 8 bis y a 12Uhr,
und Montags Abends von 6 bis */ 3 9 Uhr statt.
Die Aufnahme der Webschüler erfolgt Ende September; der Curs be
ginnt mit 1. October.
Im Schuljahre 1872/73 besuchten circa 120 Schüler die Webschule.
Die Schüler sollen das vierzehnte Lebensjahr überschritten haben, und
müssen sich einer Aufnahms-Prüfung unterziehen.