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d) Zabeöäci und Zabeeacky bewohnen das linke Becvaufer,
so weit 'dieses in den Kreis der Hanaken, also von Pferov (Prerau)
an, reicht. Sie betrachten Holesov (Holeschau) als ihren Vorort.
Die Unterscheidungsmerkmale liegen theils in der Sprache, und
theils in der Volkstracht, aber nicht in der Lebensweise und noch
weniger in der Physiognomie oder gar im Charakter. Lebensweise und
Physiognomie sind diesen 4 Zweigen gleich, ein Beweis, dass sie alle
dem Hanakenstamme angehören, nur sich individuell ausgelebt haben.
Je tiefer die Bildungsstufe eines Volkes steht, desto greller sind seine
individuellen Unterschiede; die Cultur nivellisirt selbe, und wenn wir
das Verschwinden dieser individuellen Unterschiede, wozu ganz beson
ders die auffallenden Volkstrachten gehören, beklagen, so haben wir
eigentlich Unrecht. Wenn nur bei der Ablegung der angeerbten Sit
ten und Gebräuche nicht auch der Charakter leiden würde! Doch hei
den Hanaken, die unaufhaltsam dem allgemeinen Strome der euro
päischen Cultur zueilen — Folge ihres besseren Unterrichtes und ihres
Wohlstandes — ist dies nicht zu befürchten. Der Fortschritt ist bei
ihnen ein paturgemässer, ohne Sprünge, und daher auch ohne Lücken.
Ihr Charakter und ihr äusseres Erscheinen ist noch immer dasselbe,
wie beides die alten Schriftsteller vor mehr als 1200 Jahren den Sla-
ven im Allgemeinen zugeschrieben haben. Procop von Cesarea schil
dert um 562 die Slaven als ein grosses, kräftiges Geschlecht mit nicht
sehr weisser Haut und zwischen hellbraun und roth die Mitte halten
dem Haare. Herodot, welcher um ein Jahrhundert früher lebte, spricht
von den grauen Augen, durch welche sich die Slaven von den an
deren Völkern hauptsächlich unterschieden haben, und Kaiser Mauri
tius, Procop’s Zeitgenosse, bezeichnet sie als gutmüthig, ohne Bosheit
und Arglist, mit festen Wohnungen, dem Ackerbaue ergeben. Mit be
redten Worten lobt er ihre Treue, ihre ausgezeichnete Gastfreundschaft
ihre Milde gegen Fremde und ihre unwiderstehliche Liebe zum Ge
sänge — lauter Eigenschaften, die sich bei dem Hanaken im hohen
Grade bis zum heutigen Tage wiederfinden. Seine zahlreichen Natio
nallieder sind der Ausdruck derselben. Fast durchgängig erotischen
Inhaltes athmen sie, wenn auch in Molltönen, doch nur Lust und Freude
am Leben, gewürzt durch treffenden Witz und heissende Sarkasmen.
Wenn man ja von einer Schattenseite des Hanaken sprechen soll, so
liegt dieselbe in einer gewissen behäbigen Gemächlichkeit. Er bewegt
sich nicht gerne, und ist darum sogar auch im Tanze bedächtig. Ehe
dem tanzte er zu den Melodien heiliger Lieder, die mit dem jetzt ganz
verschwundenen Hackbrette begleitet wurden. Das Gefühl seines
Wohlstandes macht ihn allerdings, wenn auch nicht immer übermüthig,
so doch weniger geneigt den Uebermuth Anderer geduldig zu ertragen,