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besonders wenn er von Fremden durch Stolz, Spott und Witzeleien
gereizt wird. Dies mag ihm den üblen Ruf roher Streit- und Händel
sucht, in welchem er schon zur Zeit des Aeneas Sylvius stand, die jedoch
seinem Wesen ganz fremd ist, zugezogen haben. Der Hanak gleicht in
dieser Beziehung bis auf die muntere Laune, die sich zu seiner Stim
mung wie Wein zum Bier, das er sehr liebt, verhält, dem wohlha
benden Oesterreicher, mit dem er auch noch den Fehler hatte, dass
ihm das, was man „Werth der Zeit und Sparung der Kraft“ nennt,
bis in die jüngsten Tage ein ziemlich unbekanntes Ding war. Jetzt
weiss der Hanak beides zu schätzen, und da ihm Verstand und Com-
binationsgabe nicht fehlen, fängt er an, sogar in industrielle Unter
nehmungen, als da sind: Zucker- und Malzfabriken, sich hineinzu
wagen. Von der traditionellen Dreifelderwirthschaft ist er bereits ab
gegangen, und seitdem durch Theilung der gemeinschaftlichen Hut
weiden die Stallfütteruug eingeführt ist, hebt sieb auch die Viehzucht.
Nur der Obstbau liegt ganz darnieder; der Baum, welcher Art immer,
ist den Hanaken nicht sympathisch. Doch bricht auch in dieser Hin
sicht eine bessere Zeit herein. Einige Grossgrundbesitzer zeigen durch
ihre ausgedehnten Obst-Culturen dem Bauer den grossen materiellen
Nutzen dieses in der Hana vernachlässigten Oekonomiezweiges und
spornen so zur Nachahmung. Mustergiltig sind hier die Güter des Grossgrund
besitzer J. Fries: Vezek und Zborovice. Mit besonderer Sorgfalt wird hier
im ausgedehntesten Masstabe die Obstzucht betrieben. Namentlich sind es
Kirschen, die erst im halben Juli reif werden, und wegen ihrer selte
nen Qualität und Haltbarkeit bis nach Petersburg versendet werden.
Die nachfolgenden Ziffern mögen von der ungemeinen Fruchtbar
keit des Bodens Auskunft geben. Wir wollen blos den Olmützer
Kreis, weil er zum grossen Theile aus der Hana gebildet wird, bei
spielweise anführen. Bei einem Flächeninhalte von 75‘56Q Meilen
producirt derselbe in gerader Summe an 800.000 Metzen Waitzen, an
Roggen 1,800 000 M., an Gerste 1,300.000 M., an Hafer 2,300.000 M.,
an Hirse 120.000 M., und an Hilsenfrüchten 260.000 M,
Dass dieses Getreidequantum bei einer gemischten Bevölkerung von
435.000 im Kreise selbst nicht verzehrt werden kann, ist begreiflich. Ein
grosser Theil davon wird abgesetst. Die stärksten Wochenmärkte finden
statt: in Olmütz, Prossnitz, Holeschau, Wischau undKremsier. In neuester
Zeit concurriren vermöge der durchgehenden Eisenbahn die Wochen
märkte in Kojetein mit jenen von Kremsier.
Trotz des seit etwa zwei Decennien — Abschaffung der Robot,
Autonomie der Gemeinden, Hebung des Schulwesens — sehr gehobenen
Wohlstandes blieb die Lebensweise der Hanaken so ziemlich dieselbe.