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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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besonders wenn er von Fremden durch Stolz, Spott und Witzeleien 
gereizt wird. Dies mag ihm den üblen Ruf roher Streit- und Händel 
sucht, in welchem er schon zur Zeit des Aeneas Sylvius stand, die jedoch 
seinem Wesen ganz fremd ist, zugezogen haben. Der Hanak gleicht in 
dieser Beziehung bis auf die muntere Laune, die sich zu seiner Stim 
mung wie Wein zum Bier, das er sehr liebt, verhält, dem wohlha 
benden Oesterreicher, mit dem er auch noch den Fehler hatte, dass 
ihm das, was man „Werth der Zeit und Sparung der Kraft“ nennt, 
bis in die jüngsten Tage ein ziemlich unbekanntes Ding war. Jetzt 
weiss der Hanak beides zu schätzen, und da ihm Verstand und Com- 
binationsgabe nicht fehlen, fängt er an, sogar in industrielle Unter 
nehmungen, als da sind: Zucker- und Malzfabriken, sich hineinzu 
wagen. Von der traditionellen Dreifelderwirthschaft ist er bereits ab 
gegangen, und seitdem durch Theilung der gemeinschaftlichen Hut 
weiden die Stallfütteruug eingeführt ist, hebt sieb auch die Viehzucht. 
Nur der Obstbau liegt ganz darnieder; der Baum, welcher Art immer, 
ist den Hanaken nicht sympathisch. Doch bricht auch in dieser Hin 
sicht eine bessere Zeit herein. Einige Grossgrundbesitzer zeigen durch 
ihre ausgedehnten Obst-Culturen dem Bauer den grossen materiellen 
Nutzen dieses in der Hana vernachlässigten Oekonomiezweiges und 
spornen so zur Nachahmung. Mustergiltig sind hier die Güter des Grossgrund 
besitzer J. Fries: Vezek und Zborovice. Mit besonderer Sorgfalt wird hier 
im ausgedehntesten Masstabe die Obstzucht betrieben. Namentlich sind es 
Kirschen, die erst im halben Juli reif werden, und wegen ihrer selte 
nen Qualität und Haltbarkeit bis nach Petersburg versendet werden. 
Die nachfolgenden Ziffern mögen von der ungemeinen Fruchtbar 
keit des Bodens Auskunft geben. Wir wollen blos den Olmützer 
Kreis, weil er zum grossen Theile aus der Hana gebildet wird, bei 
spielweise anführen. Bei einem Flächeninhalte von 75‘56Q Meilen 
producirt derselbe in gerader Summe an 800.000 Metzen Waitzen, an 
Roggen 1,800 000 M., an Gerste 1,300.000 M., an Hafer 2,300.000 M., 
an Hirse 120.000 M., und an Hilsenfrüchten 260.000 M, 
Dass dieses Getreidequantum bei einer gemischten Bevölkerung von 
435.000 im Kreise selbst nicht verzehrt werden kann, ist begreiflich. Ein 
grosser Theil davon wird abgesetst. Die stärksten Wochenmärkte finden 
statt: in Olmütz, Prossnitz, Holeschau, Wischau undKremsier. In neuester 
Zeit concurriren vermöge der durchgehenden Eisenbahn die Wochen 
märkte in Kojetein mit jenen von Kremsier. 
Trotz des seit etwa zwei Decennien — Abschaffung der Robot, 
Autonomie der Gemeinden, Hebung des Schulwesens — sehr gehobenen 
Wohlstandes blieb die Lebensweise der Hanaken so ziemlich dieselbe.
	        
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