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Jifikovo videni, eine böhmische Umarbeitung der Tundal - Legende,
0 svatyrn Eustachiovi, die bekannte Eustachiegende, 0 ctne a Slechetne
panne Melusinö, 0 kräsne knözne Magelonö, 0 Krystu Pänu, das
Nikodemus-Evangelium, Snäf, Traumbuch, Griselda, 0 Bruncvikovi u.s.w.
werden gewöhnlich in den Spinnstuben vorgelesen oder Lieder welt
lichen und religiösen Inhaltes gesungen. In neuester Zeit bilden sich
jedoch selbst in den Dörfern Volksschul-Bibliotheken und Lesevereine,
welche gute Bücher unter das Volk verbreiten.
An der Politik nimmt der Hanak im Ganzen und Grossen noch
wenig Antheil. Er zieht religiöse Gespräche den politischen vor. Der
Grundzug seines Wesens ist ja der Glaube, und zwar ein, auch durch
die Sinne gestützter Glaube, der manchmal bis an den Aberglauben
streift, wesshalb die Innerlichkeit des Protestantismus unter diesem
Stamme nie Wurzeln schlagen konnte. Die Hanaken sind durchgängig
römisch-katholisch.
Wir sagten, dass die hanakischen Dörfer fast ohne Ausnahme
Rundlinge sind. Indem die einzelnen Hofreithen sich fest an einander
sehliessen, gewinnen sie aus der Vogel perspective eine fächerartige
Gestalt, wesshalb die Höfe hinter dem mit blauer und rother Farbe
umsäumten und um die Fenster und die Thüren bunt bemalten Wohn-
hause, wo die Stallungen an seine rechte Seite angebaut sind, in der
Regel gegen die Peripherie zu immer breiter werden, und da an den
Hof sich der Obstgarten anschliesst, so muss in natürlicher Folge des
sen rückwärtiger Theil am breitesten erscheinen. Nur dadurch wurde
es möglich, dass hier die Scheune mit der Dreschtenne ihren Raum
finden konnte.
Ein solches Dorf am Ufer eines Baches liegend, hatte ursprüng
lich nur einen Zugang, und die Einfahrten der Höfe gehen sämmtlich
auf den inneren offenen Raum des Dorfes aus, der mit Gras bewach
sen, einen kleinen Tümpel hat, den Tummelplatz des Dorfgeflügels,
namentlich der von den Hanaken zahlreich gehaltenen Gänse, mit de
nen, besonders in dem Dorfe Hruska bei Kojetein, ein starker Handel
getrieben wird.
Ist der Raum des Dorfes ziemlich gross, dann steht die Kirche
in der Mitte, und diente ehedem mit ihrer festen Kirchhofmauer zur
Zeit der Noth als Bollwerk. Mehrten sich die Dorfbewohner, und
wollte oder konnte der Ueberschuss nicht auswandern, so wurde die
offene Seite des Rundlings verlängert, oder er wurde durchbrochen,
um neue Anbaue, Gässen, zu ermöglichen, und da eine solche Ueber-
völkerung bei den meisten Geschlechtsdörfern stattfand, ist es heutzu
tage oft sehr schwer, die ursprüngliche Rundlingsform heraus
zufinden.