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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Jifikovo videni, eine böhmische Umarbeitung der Tundal - Legende, 
0 svatyrn Eustachiovi, die bekannte Eustachiegende, 0 ctne a Slechetne 
panne Melusinö, 0 kräsne knözne Magelonö, 0 Krystu Pänu, das 
Nikodemus-Evangelium, Snäf, Traumbuch, Griselda, 0 Bruncvikovi u.s.w. 
werden gewöhnlich in den Spinnstuben vorgelesen oder Lieder welt 
lichen und religiösen Inhaltes gesungen. In neuester Zeit bilden sich 
jedoch selbst in den Dörfern Volksschul-Bibliotheken und Lesevereine, 
welche gute Bücher unter das Volk verbreiten. 
An der Politik nimmt der Hanak im Ganzen und Grossen noch 
wenig Antheil. Er zieht religiöse Gespräche den politischen vor. Der 
Grundzug seines Wesens ist ja der Glaube, und zwar ein, auch durch 
die Sinne gestützter Glaube, der manchmal bis an den Aberglauben 
streift, wesshalb die Innerlichkeit des Protestantismus unter diesem 
Stamme nie Wurzeln schlagen konnte. Die Hanaken sind durchgängig 
römisch-katholisch. 
Wir sagten, dass die hanakischen Dörfer fast ohne Ausnahme 
Rundlinge sind. Indem die einzelnen Hofreithen sich fest an einander 
sehliessen, gewinnen sie aus der Vogel perspective eine fächerartige 
Gestalt, wesshalb die Höfe hinter dem mit blauer und rother Farbe 
umsäumten und um die Fenster und die Thüren bunt bemalten Wohn- 
hause, wo die Stallungen an seine rechte Seite angebaut sind, in der 
Regel gegen die Peripherie zu immer breiter werden, und da an den 
Hof sich der Obstgarten anschliesst, so muss in natürlicher Folge des 
sen rückwärtiger Theil am breitesten erscheinen. Nur dadurch wurde 
es möglich, dass hier die Scheune mit der Dreschtenne ihren Raum 
finden konnte. 
Ein solches Dorf am Ufer eines Baches liegend, hatte ursprüng 
lich nur einen Zugang, und die Einfahrten der Höfe gehen sämmtlich 
auf den inneren offenen Raum des Dorfes aus, der mit Gras bewach 
sen, einen kleinen Tümpel hat, den Tummelplatz des Dorfgeflügels, 
namentlich der von den Hanaken zahlreich gehaltenen Gänse, mit de 
nen, besonders in dem Dorfe Hruska bei Kojetein, ein starker Handel 
getrieben wird. 
Ist der Raum des Dorfes ziemlich gross, dann steht die Kirche 
in der Mitte, und diente ehedem mit ihrer festen Kirchhofmauer zur 
Zeit der Noth als Bollwerk. Mehrten sich die Dorfbewohner, und 
wollte oder konnte der Ueberschuss nicht auswandern, so wurde die 
offene Seite des Rundlings verlängert, oder er wurde durchbrochen, 
um neue Anbaue, Gässen, zu ermöglichen, und da eine solche Ueber- 
völkerung bei den meisten Geschlechtsdörfern stattfand, ist es heutzu 
tage oft sehr schwer, die ursprüngliche Rundlingsform heraus 
zufinden.
	        
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