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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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mit Rauschgold umwundener Wulst, repräsentirt das alte kostbare Stirn 
band, ehedem aus Perlen, jetzt aus Glaskügelchen, bafiky, — Prut, ein 
drei bis vier Finger hoher Reif, besetzt mit Glasperlen und Flittergold, 
die ehemalige Brautkrone, den ein Rosenbuschen oben schliesst, — 
Fantlek, ein aus rothen Seidenmascben und herabhängenden rotken 
Bändern gebildeter Kranz. 
Um sich im Sommer vor schlechtem Wetter zu schützen, trug die 
Hanakin ein grosses viereckiges Tuch von gebleichter Hanfleinwand, 
jetzt ein buntes Wolltuch. Im Winter deckt den Oberkörper ein bis 
zur Hüfte reichender, mit Fuchs verbrämter Schafpelz. 
Das wcisse Linnentuch, freilich nicht das von Hanf, aber ein fei 
nes von Flachs oder Baumwelle, spielt jedoch auch noch eine andere 
Rolle im Leben der Hanakin. Tritt sie als Neuvermählte vom Altäre, 
so legt ihr die Brautmutter ein shawlartig zusammengelegtes Linnentuch 
um, welches seiner ganzen Länge nach ein fünf bis sechs Finger brei 
tes, prachtvoll in gelber, blauer oder weisser, nie in rother Seide gesticktes 
Band, vyfez, sitka, zeigt und an den Enden mit schwarzer Seide den 
Namen Jesus, oder jenen der Besitzerin, oder gewisse Zeichen aufweist, 
die offenbar aus ehemaligen Buchstaben entstanden sind, aber jetzt un 
verstanden nachgestickt werden. 
Dieses gestickte Tuch wird später nur in dem Falle getragen, 
wenn sich die Wöchnerin in der Kirche vorsegnen lässt, wesshalb auch 
dieses Kleidungsstück üvodnice (uvod, Vorsegnung) genannt wird, zu 
den Erbstücken der I amilie gehört und bei der grossen Pietät, die die 
Hanakin für ihre Mutter hegt, fast nie verkauft wird. Wozu sich die 
Hanakin noch zuweilen entschliesst, ist, ihre Üvodnice zu einem Altar 
tuche zu widmen, wesshalb in den Kirchen der Hana solche kostbare 
Altardecken nicht zu den Seltenheiten gehören. 
Angefertigt werden solche Prachttücher von eigenen Stickerinnen, 
die traditionell in einer Technik arbeiten, welche vor anderthalb Jahr 
hunderten in den Klöstern und auf den Schlössern üblich war, jetzt 
aber in Vergessenheit gerieth. Viele der niedlichsten Motive könnte 
die heutige Stickkunst aus diesen Üvodnice hervorholen. Die bekann 
testen und beliebtesten Stickerinnen wohnten in den Dörfern: Pivin, 
Dub und Dubany ; Frauen, welche den Brautputz, vrkoc, herzustellen 
und überhaupt die Braut anzuziehen und die Hochzeitsfeierlichkeiten 
regelrecht durchzuführen verstehen, wohnen in Uhfiöitz und Pivin. 
Es ist nicht leicht, eine hanakische Hochzeitsfeierlichkeit regelrecht 
durchzuführen. Es müssen Reden und sogar die Stellungen einstudirt 
werden. 
Im Hause der Braut, ehe die Eltern den Segen ertheilen, reicht 
die Braut ihrem Bräutigam, und die Brautjungfrauen, drözky, den
	        
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