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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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terricht in der Schule und Kirche (Christenlehre, Predigten) wird deutsch 
ertheilt; so finden sich doch manche croatische Gebetbücher, als: 
Zlata hiza, Zlati klnc . . vor, die sie aus Eisenstadt bei Gelegenheit der 
Wallfahrt mitbringen. Andere croatische Bücher sind bei ihnen nicht 
zu finden. Auch würden die modernen von ihnen nicht mehr verstan 
den werden, indem ihre Sprachweise seit ihrer Einwanderung unver 
ändert blieb; aber da das Leben und mit demselben die Begriffe fort 
schreiten, die doch auch Worte benöthigen, so kamen diese theils aus 
der deutschen, theils aus der böhmischen Sprache. Deutsch und böh 
misch versteht und spricht auch jeder Croate. Das den Slaven eigene 
Sprachtalent zeigt sich potenzirt bei den Croaten, deren hohe, offene 
Stirn Verstand, der feine, besonders bei den Frauen auffallend kleine 
Mund Gemüthlichkeit, und der scharfe Blick und Schnitt des Auges 
Umsicht und Beobachtungsgabe verräth. Hoch, schlank und elastisch 
gebaut ragt der Croate weit über seinen schwächlicheren Nachbar, den 
Slovaken, hervor. Auffallend zierlich und wirklich schön geformt sind 
hier die Frauen; sie halten die Mitte zwischen den Hanakinen und den 
Slovakinen. 
Wie überhaupt alle Slaven, sind auch die Croaten besondere 
Freunde der Musik und des Gesanges. Ihre Lieder ertönen alle in Moll. 
Sie hatten bis in die neuesten Zeiten ihre Nationalmusik, nämlich den 
Dudelsack und zwei Violinen, die um eine ganze Octave höher gestimmt 
sind. Der Nationaltanz ist der Skokäk und der Redowak, der aber 
immer mehr ausser Uebung kommt, sowie überhaupt deutsche Musik 
und diverse Tänze, selbst bei den Kirchtagen, zu welchen sie gerne 
Gäste laden, die dann mit Musik bewillkommt werden, jetzt die Ober 
hand gewonnen haben. 
Besondere Gebräuche bewahren die Croaten: 
a) bei Hochzeiten, pir, und b) bei Begräbnissen, pogreb. 
a) Bei Hochzeiten. Dem Brautpaare, zaruöni, wird, wenn solches 
ehrbar gewesen, am Hochzeitstage im feierlichen Umzuge unter Beglei 
tung des Dudelsackes und zweier Violinen und im Beisein sämmtlicher 
Hochzeitsgäste (Junggesellen und Kranzeijungfern) zur Kirche die so 
genannte Sulica, d. i. eine mit bunten Tücheln und Bändern ge 
schmückte Fahne vorgetragen. Der Bräutigam ist bekleidet mit der 
altmodischen Cuba, d. i. ein violetter, verbrämter, bis an die Fersen 
reichender Pelz, während die Braut, nevösta, eine Flitterkrone in den schön 
geflochtenen Haaren trägt. Nach der Trauung wirft die Braut unter die 
Kinder bei dem Brauthause kopfüber grosse runde Kuchen, vönac, (be 
deutet wahrscheinlich das nuces proiicere,) wo die sich darum balgenden 
Kinder von den Junggesellen zum Ergötzen der Anwesenden mit Wasser 
begossen werden. 
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