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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Um 12 Uhr Mittags beginnt der Hochzeitsschmaus, bei dem die 
Speisen in Hülle und Fülle bis Mitternacht aufgetiscbt werden. Die 
Hochzeitsfeierlichkeiten dauern, besonders bei Wohlhabenderen, gewöhn 
lich durch zwei bis drei Tage. Bräutigam und Braut sitzen an der 
Ecke der Tafel lautlos, und dürfen bis zur Mitternachtsstunde weder 
etwas essen noch trinken. Unter Necken werden ihnen die verschie 
densten Gerichte vorgezeigt, die sie nicht anrühren dürfen. Die näch 
sten Anverwandten und die Nachbarn zur Rechten und zur Linken des 
Hochzeitshauses, werden zur Hochzeit mit der ganzen Familie, Kindern 
und Knechten und Mägden geladen. Den Ehrenplatz nehmen ein die 
Patlien der Brauttheile. Um Mitternacht, bis zu welcher Zeit man fort 
während Speisen aufträgt, werden unter Weinen und Schluchzen der 
Braut, und unter Absingen von Trauerliedern von den verheirateten 
Frauen der Braut die in Flechten gelegten Haare in einem Nebenzimmer, 
liiza, aufgelöst, und sie als Weib mit der Weiberhaube, Skutia, bekleidet. 
Als solche erscheint sie bei der Tafel, und nun werden ihr von den 
Gästen die Hochzeitsgeschenke, bestehend in Tüchern, Wäsche, Lein 
wand, Geld und Essbestecken, Trinkgläsern etc. verabreicht. Der Speise 
meister, stovnik, nimmt solche zuerst in Empfang, zeigt sie vor, und 
macht bei Ueberreichung derselben an die Braut komische Anspielungen 
auf die Geber. Jetzt erst nach verabreichten Geschenken darf das 
Brautpaar essen und trinken, es wird nämlich von der Suppe angefan 
gen ganz aufgetragen und gegessen bis in den Tag hinein. 
Eine Hauptspeise bei der Hochzeit bildet die Nudelsuppe mit gan 
zen gekochten Hühnern in der Schüssel. Während der Mahlzeit spielen 
der Dudelsack und die Geigen oft einen Höllenlärm. Abwechselnd tan 
zet das junge Volk im Hof, in der Scheune, oder auf der Gasse je nach 
der Jahreszeit. Des andern Tages Morgens wird die Braut mit der 
Sulica, die inzwischen vor dem Hause, umlagert von Kindern, ge 
wöhnlich am Gartenzaune aufgesteckt bleibt, in das Haus des Bräuti 
gams geführt, wohin sie das sogenannte junge Wasser, mlada voda, 
bringt. Die Thüre wird ihr erst nach längerem Klopfen aufgethan, ihr 
dann ein grosser Laib Brod mit einem hölzernen Messer gereicht, den 
sie anschneiden soll, und mit dem ihr dargereichten Wasser muss sie 
das Wohnhaus besprengen. Dann geht der Zug wieder zuruck in das 
Hochzeitshaus, der Schmaus beginnt von Neuem und nach demselben 
wird der Tanz fortgesetzt. Und so dauert es bis in den dritten lag, 
dem Schlüsse der Hochzeitsfeierlichkeiten. Auch das gefährliche Pisto 
lenschiessen kann dabei bei aller Strenge nicht abgebiacht weiden. 
b) Gebräuche bei den Begräbnissen. Sobald Jemand ge 
storben ist, wird der Leichnam nach zuvor vorgenommener Waschung 
auf die Erde auf Stroh gebettet, mit Leinwand zugedeckt und von den
	        
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