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Um 12 Uhr Mittags beginnt der Hochzeitsschmaus, bei dem die
Speisen in Hülle und Fülle bis Mitternacht aufgetiscbt werden. Die
Hochzeitsfeierlichkeiten dauern, besonders bei Wohlhabenderen, gewöhn
lich durch zwei bis drei Tage. Bräutigam und Braut sitzen an der
Ecke der Tafel lautlos, und dürfen bis zur Mitternachtsstunde weder
etwas essen noch trinken. Unter Necken werden ihnen die verschie
densten Gerichte vorgezeigt, die sie nicht anrühren dürfen. Die näch
sten Anverwandten und die Nachbarn zur Rechten und zur Linken des
Hochzeitshauses, werden zur Hochzeit mit der ganzen Familie, Kindern
und Knechten und Mägden geladen. Den Ehrenplatz nehmen ein die
Patlien der Brauttheile. Um Mitternacht, bis zu welcher Zeit man fort
während Speisen aufträgt, werden unter Weinen und Schluchzen der
Braut, und unter Absingen von Trauerliedern von den verheirateten
Frauen der Braut die in Flechten gelegten Haare in einem Nebenzimmer,
liiza, aufgelöst, und sie als Weib mit der Weiberhaube, Skutia, bekleidet.
Als solche erscheint sie bei der Tafel, und nun werden ihr von den
Gästen die Hochzeitsgeschenke, bestehend in Tüchern, Wäsche, Lein
wand, Geld und Essbestecken, Trinkgläsern etc. verabreicht. Der Speise
meister, stovnik, nimmt solche zuerst in Empfang, zeigt sie vor, und
macht bei Ueberreichung derselben an die Braut komische Anspielungen
auf die Geber. Jetzt erst nach verabreichten Geschenken darf das
Brautpaar essen und trinken, es wird nämlich von der Suppe angefan
gen ganz aufgetragen und gegessen bis in den Tag hinein.
Eine Hauptspeise bei der Hochzeit bildet die Nudelsuppe mit gan
zen gekochten Hühnern in der Schüssel. Während der Mahlzeit spielen
der Dudelsack und die Geigen oft einen Höllenlärm. Abwechselnd tan
zet das junge Volk im Hof, in der Scheune, oder auf der Gasse je nach
der Jahreszeit. Des andern Tages Morgens wird die Braut mit der
Sulica, die inzwischen vor dem Hause, umlagert von Kindern, ge
wöhnlich am Gartenzaune aufgesteckt bleibt, in das Haus des Bräuti
gams geführt, wohin sie das sogenannte junge Wasser, mlada voda,
bringt. Die Thüre wird ihr erst nach längerem Klopfen aufgethan, ihr
dann ein grosser Laib Brod mit einem hölzernen Messer gereicht, den
sie anschneiden soll, und mit dem ihr dargereichten Wasser muss sie
das Wohnhaus besprengen. Dann geht der Zug wieder zuruck in das
Hochzeitshaus, der Schmaus beginnt von Neuem und nach demselben
wird der Tanz fortgesetzt. Und so dauert es bis in den dritten lag,
dem Schlüsse der Hochzeitsfeierlichkeiten. Auch das gefährliche Pisto
lenschiessen kann dabei bei aller Strenge nicht abgebiacht weiden.
b) Gebräuche bei den Begräbnissen. Sobald Jemand ge
storben ist, wird der Leichnam nach zuvor vorgenommener Waschung
auf die Erde auf Stroh gebettet, mit Leinwand zugedeckt und von den