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C. Slovaken. Sloviici.
Mit diesem Namen bezeichnet man den ganzen eechoslavischen
Volksstamm, welcher südlich von den Hanaken bis an die ungarische
Grenze und weit noch über dieselbe reicht. In Mähren und in einigen
niederösterreichischen Orten leben nahezu 83.000 diesem Stamme ange-
hörige Slaven, in Ungarn hingegen nahezu an 1,800.000.
Die Grenzen, innerhalb deren sie sich in Mähren festsetzten, wären
von Stfilek ausgehend, etwa folgende:
Stfilky bis Fristäk, Stipa, Hvozdnä, Zelechovice, Jaroslavice, Pro-
vodov, Kamena, Lhotta, Sehradice, Nevsova, Bohuslavice, Roketnice,
Sanov bis an die ungarische Grenze und längs derselben bis Lednice
Landsdorf, Podivin, Rakvice, Pavlovice, Horni, und dann ßojanovice,
Morkuvky, Krumvif, Zeletice, Vetefo, Bukovany, Bohuslavice, Mouch-
nice, Blisice, Stfilky.
Von den Hanaken unterscheiden sich die Slovaken schon in ihrer
äusseren Erscheinung; sie sind von kleinerer Statur, schmächtiger,
elastischer, beweglicher, gesprächiger und haben auffallend kleine Köpfe.
Ihrer Sprache, die noch ungemein viele alte Redewendungen besitzt,
mangelt gänzlich das erweichte r, z. B. reka der Fluss, pritel der Freund
statt feka, pritel. Die breiten Vokale a, o, u in den Wurzeln und End
silben sind bei ihnen viel häufiger als bei den Hanaken z. B. dusa die
Seele, zajac der Hase, f-asa, der Becher.
Merkwürdig, dass gerade diese Slovaken — denn dass die mäh
rischen von den ungarischen nur staatlich, aber nicht genetisch ver
schieden sind, unterliegt keinem ’ 1 Zweifel — in vieler Beziehung die
socialen Lehrer der Magyaren wurden. Bekanntlich war das slavische
Staatsleben an der Donau und an der March schon vollkommen gere
gelt, als gegen das Ende des neunten Jahrhundertes die Einwanderung
der Magyaren in ihre heutige Heimat erfolgte. Es hat einen blutigen
Kampf gekostet diese Heimat, aber sie lohnte die Mühe, denn der
Magyar fand daselbst ein fleissiges, arbeitsames, an den Ackerbau und
folglich an dessen Folge, die Gesittung, angewöhntes Volk, die heu
tigen Slovaken, und machte sie, nicht etwa nach Art anderer Eroberer zu
Sklaven, sondern zu gleichberechtigten Volksgenossen. Diese mit Milde
gepaarte Gerechtigkeit entlohnte der Slovak damit, dass er die neuen
Herren mit der Beschäftigung und mit der Annehmlichkeit des Frie
dens bekannt machte. Beweise hiefür geben uns die aus der
slavischen in die magyarische Sprache aufgenommenen zahlreichen
Worte, welche Begriffe und Objecte bezeichnen, die, als der Ungar
einbrach, ihm noch fremd, dagegen dem Slovaken geläufig waren. Mit