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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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C. Slovaken. Sloviici. 
Mit diesem Namen bezeichnet man den ganzen eechoslavischen 
Volksstamm, welcher südlich von den Hanaken bis an die ungarische 
Grenze und weit noch über dieselbe reicht. In Mähren und in einigen 
niederösterreichischen Orten leben nahezu 83.000 diesem Stamme ange- 
hörige Slaven, in Ungarn hingegen nahezu an 1,800.000. 
Die Grenzen, innerhalb deren sie sich in Mähren festsetzten, wären 
von Stfilek ausgehend, etwa folgende: 
Stfilky bis Fristäk, Stipa, Hvozdnä, Zelechovice, Jaroslavice, Pro- 
vodov, Kamena, Lhotta, Sehradice, Nevsova, Bohuslavice, Roketnice, 
Sanov bis an die ungarische Grenze und längs derselben bis Lednice 
Landsdorf, Podivin, Rakvice, Pavlovice, Horni, und dann ßojanovice, 
Morkuvky, Krumvif, Zeletice, Vetefo, Bukovany, Bohuslavice, Mouch- 
nice, Blisice, Stfilky. 
Von den Hanaken unterscheiden sich die Slovaken schon in ihrer 
äusseren Erscheinung; sie sind von kleinerer Statur, schmächtiger, 
elastischer, beweglicher, gesprächiger und haben auffallend kleine Köpfe. 
Ihrer Sprache, die noch ungemein viele alte Redewendungen besitzt, 
mangelt gänzlich das erweichte r, z. B. reka der Fluss, pritel der Freund 
statt feka, pritel. Die breiten Vokale a, o, u in den Wurzeln und End 
silben sind bei ihnen viel häufiger als bei den Hanaken z. B. dusa die 
Seele, zajac der Hase, f-asa, der Becher. 
Merkwürdig, dass gerade diese Slovaken — denn dass die mäh 
rischen von den ungarischen nur staatlich, aber nicht genetisch ver 
schieden sind, unterliegt keinem ’ 1 Zweifel — in vieler Beziehung die 
socialen Lehrer der Magyaren wurden. Bekanntlich war das slavische 
Staatsleben an der Donau und an der March schon vollkommen gere 
gelt, als gegen das Ende des neunten Jahrhundertes die Einwanderung 
der Magyaren in ihre heutige Heimat erfolgte. Es hat einen blutigen 
Kampf gekostet diese Heimat, aber sie lohnte die Mühe, denn der 
Magyar fand daselbst ein fleissiges, arbeitsames, an den Ackerbau und 
folglich an dessen Folge, die Gesittung, angewöhntes Volk, die heu 
tigen Slovaken, und machte sie, nicht etwa nach Art anderer Eroberer zu 
Sklaven, sondern zu gleichberechtigten Volksgenossen. Diese mit Milde 
gepaarte Gerechtigkeit entlohnte der Slovak damit, dass er die neuen 
Herren mit der Beschäftigung und mit der Annehmlichkeit des Frie 
dens bekannt machte. Beweise hiefür geben uns die aus der 
slavischen in die magyarische Sprache aufgenommenen zahlreichen 
Worte, welche Begriffe und Objecte bezeichnen, die, als der Ungar 
einbrach, ihm noch fremd, dagegen dem Slovaken geläufig waren. Mit
	        
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