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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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mit Kuchen servirt und bis gegen 4 Uhr Nachmittag verweilt. Dann 
erhebt sich der Zug und geht zur Muhme um den Brautkuchen, der 
unter lärmender Musik und Pistolenschüssen ins Brauthaus getragen 
und dort auf die Tafel gesetzt wird. Zu diesem Riesenkuchen stellt 
die Brautmutter einen kleineren, ebenfalls mit einer Vertiefung in der 
Mitte versehenen. Die Gäste nehmen an der Tafel Platz, und nun wer 
den die Speisen, bestehend in Suppe, verschiedenen Braten etc. unter 
dem Schalle der Clarinetten und Trompeten aufgetragen. Bei jedem 
Gerichte, das frisch aufgetischt wird, werfen die Gäste Geldstücke in 
die Vertiefung des grossen nnd kleinen Brautkuchens. Am Ende der 
Mahlzeit wird die Geldsumme aus diesem der Braut zur Anschaffung 
der Kinderwäsche, aus jenem dem Bräutigam zur Hauseinrichtung über 
geben. Der riesenartige Brautkuchen wird sodann zerstückt unter die 
Gäste und Zuschauer vertheilt. 
Bemerkt zu werden verdient, dass die Braut während der ganzen 
Mahlzeit weinend dasitzt, das Antlitz in ein Tuch verbergend, von kei 
ner Speise etwas geniesst, und im wahren Sinne des Wortes hungern 
muss. Nach der aufgehobenen Tafel nähern sich vier verheiratete 
Frauen aus der Verwandtschaft der Braut, zwei aus ihnen halten ein 
grosses Linnentuch gleichsam als Vorhang, während die andern zwei 
das mit Blumen geschmückte Haupt der Neuvermählten unter lautem 
Schluchzen, Weinen und Wehklagen der jungfräulichen Zierde berauben. 
Die langen Haare werden um ein viereckiges Brettchen gewunden und 
der Kopf mit einem Tuche, wie es die Frauen zu tragen pflegen, be 
deckt. Dann wird die Braut in ein Bettuch so eingehüllt, dass man 
weder etwas vom Gesichte, noch von den Händen sehen kann. Zu 
gleich mit ihr werden jedoch noch einige Mädchen und ein altes Müt 
terchen auf dieselbe Art vermummt, in die Mitte des Zimmers hinge 
stellt, und dem Bräutigam und den Brautführern zum Kaufe um einen 
beliebigen Preis angetragen. Trifft der Neuvermählte durch einen un 
günstigen Zufall auf das alte Weib, so wird er gewaltig ausgelacht. 
Hat aber ein Anderer die Braut gekauft, so tritt er sie sogleich dem 
Bräutigam mit dem Bemerken ab, dass man in ähnlichen Fällen von 
ihm dasselbe erwarte. Das bei diesem scherzhaften Kaufe und Verkaufe 
gelöste Geld wird unter die Armen vertheilt. 
Endlich beginnt der Tanz, den das Brautpaar eröffnet, und dieser 
Augenblick scheint wohl der längst gewünschte für die Braut zu sein. 
— Gleich nach dem ersten Reihen entfernt sie sich in die Brautkammer, 
wo die sorgsame Mutter indessen Speise und Trank für die Hungerige 
in Hülle und Fülle vorbereitet hat. Auf ein gegebenes Zeichen schleicht 
bald darauf auch der Bräutigam nach, und die Mutter verschliesst die 
Kammer. Die Gäste tanzen, jubeln und zechen bis zum andern Mor-
	        
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