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Noch immer ist die Viehzucht ihre erste Nahrungsquelle. Man rechnet
ihre Hutweiden auf 20 — 25.000 Joch. Auch in anderen nicht wala-
chischen Gegenden nimmt man sogar den Namen Valach für gleich
bedeutend mit Hirt oder eigentlich Schafhirt. Noch bis zur Stunde wird
die Käsebereitung in den Sennenhütten, v kolibäch na salasich, eifrig
betrieben. Der Schafskäse, brymza, bildet einen ziemlich starken
Ausfuhrartikel, sowie die Molken eine starke Anziehung der Brust
kranken. In Roznau und Bystfitz am Hostein sind förmlich eingerich
tete Molken-Curanstalten.
Der Walach, hoch und schlank in seinem Wüchse, stolz und kräf
tig in seiner Stellung, ruhig und männlich in seinem Gange, gehört,
wie wir schon sagten, zu dem schönsten Menschenschläge unter den
Slaven Mährens. Aus den zwar ernsten, aber gutmüthigen Zügen sei
nes ovalen Gesichtes spricht Redlichkeit und Treue. Die stets offene
Brust, die im Sommer und Winter den grimmigen Angriffen der Wit
terung trotzt, trägt Abhärtung des Körpers und muthvolle Verachtung
der Beschwerde zur Schau. Diese Abhärtung und die leichte Orienti-
rung in den meilenweiten Wäldern längs der ungarischen Grenze be
wog die Landesregierung, aus den Walachen im 17. Jahrhunderte ein
bewaffnetes Corps, PortäSi, zu bilden und demselben die Grenzhut an
zuvertrauen — ein Institut, welches erst 1829 gänzlich aufgelassen
wurde. Dabei ist der Walachei! Gemüth tief religiös. Die Mehrheit
ist katholisch, Reformirte mögen an 9.000 und ebenso viele Lutheraner
sein. Kirchenfeste, Wallfahrten, gemeinsames Beten und Singen im
Freien sind ihr liebstes gesellschaftliches Vergnügen. Leider wuchert
aber auch unter ihnen der Aberglaube in einem Grade, wie sonst nir
gends in Mähren. Ein aufmerksamer Beobachter ihres Thun und
Lassens sieht bei ihnen das alte Heidenthum in greifbaren Conturen. *)
Dafür bewahren aber auch die Walachen noch gar viele Anklänge an
das älteste slavische sociale Leben und eine Reinheit der Sprache, die
den Kenner zum Staunen bringt. Als Beleg des ausgesprochenen
Satzes erinnern wir an die Pobaba, eine ganz besondere Art des
Schnitterfestes.
Das charakteristische Kennzeichen der alten Slaven war die
Druzina, oder zadruga, die Hauscommunion, wie sie bei den Südslaven
noch hie und da vorkommt. Man versteht in unserer Zeit unter diesem
*j Gut zusammengestellt sind diese Conturen in B. M. Kulda „Der Aber
glaube und die Volksgebräuche in der mährischen Walachei'“. Abgedr. in
den Schriften der historisch - statistichen Section zu Brünn 1856, Bd. IX.
S. 67 — 132.
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